Leopold Winter
| Geb. am: |
12. Oktober 1907 |
| Fakultät: |
Philosophische Fakultät |
| Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Leopold WINTER, geb. am 12. Oktober 1907 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Julius Benjamin Winter (1865-1919) und Paula Winter, geb. Winkler, wohnte in Wien 21, Floridsdorfer Hauptstraße 25. Er hatte die Reifeprüfung (Matura) am 15. März 1934 am Bundesrealgmnasium in Wien 21, Franklinstraße, abgelegt und studierte seit dem Sommersemester 1934 an der Universität Wien Psychologie und Ethnologie im Nebenfach. Er war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Philosophischen Fakultät im 8. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Psychologie, Völkerkunde und Philosophie (Absolutorium ausgestellt am 9. März 1938).
Er hatte sich am 13. Dezember 1937 zu den Abschlussprüfungen ('Rigorosen') in Psychologie angemeldet und das "einstündige Rigorosum" ("Philosophicum") am 18. Dezember 1937 absolviert (Prüfer: Koppers, Weninger).
Nach dem "Anschluss" 1938 war er aus rassistischen Gründen gezwungen sein Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen, konnte aber nach längerer Unsicherheit am 24. Juni 1938 doch noch seine bereits länger fertiggestellte Dissertation mit dem Titel "Komik im Film" einreichen. Seine Dissertationsbetreuer Prof. Tumlirz und Eibl approbierten die Dissertation am am 7. Juli 1938 und am 9. Juli 1938 konnte er auch noch zum zweistündigen Fachrigorosum antreten und bestand.
Er konnte somit doch noch sein Studium abschließen aber am 21. Juli 1938 nur noch unter zahlreichen symbolischen Diskriminierungen im Rahmen einer "Nichtarierpromotion" promovieren, bei gleichzeitig ausgesprochenem Berufsverbot im gesamten Deutschen Reich, die auch auf dem Doktordiplom vermerkt wurde.
Er musste aus Wien flüchten und am 9. August 1939 ist es ihm in Wien gelungen, ein Visum für die USA zu erhalten und so konnte er am 26. August 1939 mit der
SS Samaria von Liverpool/England aus in die USA ausreisen, wo er am 5. September 1939 ankam (als Beruf gab er bei der Einreise nicht "Psychologe" an sondern "Weber (weaver)"). Er plante offiziell, zu seinem Cousin Max Mark nach Coral Cables, Florida, weiterzureisen, blieb aber in New Yor. Er stellte im April 1940 einen Antrag auf die US-Staatsbürgerschaft und wurde im Oktober 1940 für die US-Army gemustert. Er wohnte damals in 41 W 89th street in New York, NY, und arbeitete als designer im Textile Designing Center in 432 4th Ave, New York.
1945 heiratete er, damals Lieutenant der U.S.-Army, in Baltimore, MD, die Amerikanierin Mary Whitehead. 1972 ging er in Pension und lebte zuletzt in Prescott, Yavapai, Arizona, USA.
Er starb am 5. April 1989 in den USA.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937-1938, Rigorosenprotokoll PHIL 14049, Promotionsprotokoll PHIL 1931-1941 Nr 2846; National Archives at Washington, D.C., USA/Immigration and Naturalization Service/Listen ankommender Passagiere und Besatzungen New York, NY/USA, 1820-1957; US-Kriegsveteranenministerium, Washington, D.C., USA/BIRLS-Todesregister 1850-2010 (www.ancestry.com); Social Security Administration, Washington D.C., USA; Sterbeindex der U.S. Sozialversicherung 1935-2014 (www.ancestry.com); National Archives at St. Louis, Missouri, USA/Records of the Selective Service System, 147/Einberufungskarten junger Männer im 2. Weltkrieg, 1940–1947 (www.ancestry.com); National Archives in New York City, New York, NY, USA/Records of the Immigration and Naturalization Service, 1787-2004, Record Group 85/Petitions for Naturalization, Declarations of Intention for Citizenship (www.ancestry.com); POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 500f.
Herbert Posch
