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Albert Wiedmann

Geb. am: 13. April 1901
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen

Albert WIEDMANN, geb. am 13. April 1901 in Magdeburg, gest. am 19. September 1970 in Wien, war 1938 Privatdozent für Dermatologie und Syphilidologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.
Er wurde im Nationalsozialismus aus sogenannten "politischen" Gründen als Widerstandskämpfer verfolgt und zum Tode verurteilt, überlebte aber.

Albert Wiedmann, 1901 in Magdeburg, Deutschland, geboren übersiedelte als Kind mit der Familie nach St. Pölten, wo sein Vater Direktor der Maschinenfabrik Voith wurde. Er absolvierte die Schule in St. Pölten und begann nach der Reifeprüfung (Matura) an der Universität Wien Medizin zu studieren. Er promovierte am 2. März 1928 zum "Dr.med.univ.", doch arbeitete er schon während seines Studiums als Demonstrator unter Prof. Rudolf Maresch am pathologisch-anatomischen Institut, später als Operationszögling an der II. chirurgischen Universitätsklinik unter Julius von Hochenegg und Hilfsarzt und ab 1931 Assistent an der II. Hautklinik. Er habilitierte sich im November 1936 an der Universität Wien für Dermatologie und Syphilidologie und wurde Primarius an der Dermatologischen Abteilung des Rainerspitals (heute: Hanusch-Krankenhaus) in Wien.  Seit 1931 war er auch Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Er wurde im Nationalsozialismus im Februar 1940 zum "Dozenten neuer Ordnung" an der Universität Wien ernannt, leistete Militärdienst als Oberstabsarzt in der Deutschen Wehrmacht und leitete ein Lazarett für Haut- und Geschlechtskrankheiten im Rainerspital, wo er Kontakte zu einer Widerstandszelle innerhalb der Heeresstreife Wien um Bruno Schmitz knüpfte, die aber im Dezember 1944 verraten wurde. Wiedmann wurde von der Gestapo verhaftet und im März 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Krankheitshalber in ein Lazarett verlegt, entging er der Hinrichtung und überlebte.

1945 wurde ihm der Titel eines außerordentlichen Professors ("tit. ao. Prof.") verliehen an der Uni Wien und er baute die II. Universitätsklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten wieder auf, deren Leitung er nach dem Tod seines Lehrers und Vorgängers Prof. Wilhelm Kerl 1947 als a.o. Professor übernahm. 1950 wurde er zum o. Professor ernannt.

Nach 1945 war er als Erster Sekretär (1945–1955) auch zentral an der Wiedererrichtung der Gesellschaft der Ärzte in Wien beteiligt.
Er forschte und publizierte zu zahlreichen Themen, u.a. zu venerologischen Fragestellungen, zur Gonorrhoe, zur Pernillen-Monotherapie der Syphilis, zu Fragen der experimentellen Syphilisforschung, zum varikösen Symptomenkomplex, zu allergologischen und immundermatologischen Fragen und zum vegetativen System der Haut, aber auch zu ethischen Fragen in der Medizin.
1956 organisierte und leitete er den in Wien abgehaltenen 23. Kongress der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft und war zwischen 1955 und 1970 mehrfach Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie.
Er war Mitglied der Akademie der Naturforscher („Leopoldina“) und wurde 1967 mit dem Wissenschaftspreis des Landes Niederösterreich ausgezeichnet.

Wiedmann war mit der Kammersängerin Anna Konetzni (1902–1968), Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper, verheiratet und sie hatten drei Kinder.

Prof. Dr. Albert Wiedmann starb wenige Tage vor seiner Emeritierung am 19. September 1970 in Wien an den Folgen eines Herzleidens und ist in einem ehrenhalber gewidmeten Grab am evangelischen Friedhof des Wiener Zentralfriedhofs bestattet.

Lit.: Archiv der Universität Wien, Personalblatt S 304.1387, Personalblatt MED S 265.4.167; Personalstand der Universität Wien 1937/38, 50; Heinrich Löhe u. Erich Langer (Hg.), Die Dermatologen deutscher Sprache. Biobibliographisches Verzeichnis. Leipzig 1955, 345ff.; Anton MUSGER, Albert Wiedmann zum 65. Geburtstag, in: Der Hautarzt 17 (1966), S. 190f.; Stefan WOLFRAM, Albert Wiedmann zum 65. Geburtstage, in: Zeitschrift für Haut- und Geschlechtskrankheiten 40 (1966), S. 407f.; Alfred MARCHIONINI, Albert Wiedmann zum 60. Geburtstag, in: Der Hautarzt 12 (1961), 191f.; Gustav NIEBAUER, Albert Wiedmann 13.4.1901–19.9.1970, in: Dermatologische Monatsschrift 157 (1971), 142-144; Walther LINDEMAYR, Die Bedeutung Albert Wiedmanns für die Entwicklung der Dermatologie in Wien nach 1945, in: Wiener klinische Wochenschrift 93 (1981), 735ff.; Hermann ZEITLHOFER, Albert Wiedmann und die Wiedererrichtung der Gesellschaft der Ärzte in Wien im Jahr 1945, Wien 2019; WER 1951, 244; TEICHL 1951, 336; Evangelischer Friedhof; AustriaWiki; GeschichteWikiWien; Wikipedia.


Herbert Posch


Albert Wiedmann, © Archiv der Universität Wien 106.I.1149

Albert Wiedmann, 1969, Foto: Schikola, Wien, © MUW
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