Universität Wien - Startseite

Saul Goldschlag

Geb. am: 25. März 1891
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende
Saul GOLDSCHLAG, geb. am 25. März 1891 in Rohatyn, Galizien/ Österreich-Ungarn [später: Polen, heute: Рогатин/Ukraine] (heimatberechtigt in Rohatyn (ab 1919 Polen), ab 1924 in Wien, Staats-bürgerschaft laut Angabe in der Nationale: 1919 anfangs Ukraine, dann Polen, ab 1925 Österreich), war 1938 nicht mehr an der Philosophischen Fakultät inskribiert, sondern befand sich bereits im Stadium der Abschlussprüfungen. Er war der Sohn von Mechel (Michael) Goldschlag (Kaufmann in aus Rohatyn/Polen, 1864–?) und Gittel Taube, geb. Heller (1864–?), und lebte bis 1926 in Wien 9, Marktgasse 6/13, und von 1926–1932 in Wien 2, Ausstellungsstraße 7/10. Er trat nach Absolvierung der Volks- und Bürgerschule in den Betrieb des Vaters ein und absolvierte erst ab 1912 das Gymnasium. In seinem Lebenslauf gibt er an, 1919 maturiert zu haben, im Rigorosenprotokoll wird der 24. Juni 1915 als Datum der Reifeprüfung (Matura) bei der k.k. Prüfungskommission am Bundesgymnasium in Wien 2 angegeben. Er war von Sommersemester 1919 bis Wintersemester 1923/24 sieben Semester an der Juridischen Fakultät inskribiert (ohne den "Dr. iur."-Grad zu erwerben), trat dann 1923 als Bankbeamter in den Wiener Giro-Cassa-Verein ein, wo er aber 1925 "abgebaut" (=entlassen) wurde. Im selben Jahr heiratete er Henia Aschheim (1898–1983) und am 21. Jänner 1926 kam ihr Sohn Hugo zur Welt. Saul Goldschlag studierte vom Wintersemester 1925/26 bis Wintersemester 1928/29 an der Philosophischen Fakultät Geschichte und Geografie. Er hatte sich bereits am 1. April 1930 zu den Abschlussprüfungen ("Rigorosen") im Hauptfach in Geschichte und dem Nebenfach Geographie angemeldet und seine Dissertation "Die Wiener führende Presse und der deutsch-französische Krieg 1870/71" eingereicht, die am 23. Mai 1930 von seinen Betreuern, den Historikern Wilhelm Bauer (1877–1953) und Alfons Dopsch (1868–1953) approbiert worden war. Danach passierte fünf Jahre lang nichts, in denen die Familie aber vier Mal umzog und ab Mai 1936 in Wien 9 Rotenlöwengassse 3/2/7 wohnte. Erst am 1. Juli 1937 absolvierte er erfolgreich das zweistündige Rigorosum bei Bauer, Dopsch und Hugo Hassinger (1877–1952, bei diesem erst im zweiten Anlauf am 12. Juli 1937 bestanden), und wiederum erst fast ein Jahr später, nach der nationalsozialistischen Machtübernahme, trat er am 6. Juli 1938 zum einstündigen Rigorosum ("Philosophicum") bei den Professoren Otto Tumlirz (1890–1957) und Hans Eibel (1882–1958) an, bestand und konnte damit, nach längerer Unsicherheit, doch noch sein Studium abschließen und 47jährig am 21. Juli 1938 unter zahlreichen symbolischen Diskriminierungen im Rahmen einer "Nichtarierpromotion" promovieren, bei gleichzeitig ausgesprochenem Berufsverbot im gesamten Deutschen Reich. Saul Goldschlag musste aus Wien fliehen (in Wien im Dezember 1938 abgemeldet nach "Ausland") und konnte mit seiner Frau Henia (Hella) und ihrem Sohn, dem späteren Kardiologen Dr. Hugo Goldschlag (1926-2009) in die Schweiz nach Genf emigrieren, wo er auch bis zu seinem Tode lebte. Saul Goldschlag starb 1987 und ist am Jüdischen Friedhof in Veyrier, Genf/Schweiz bestattet.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale IUR 1919-1924, PHIL 1925-1938, PHIL Rigorosenakt und -protokoll Nr. 10580, Promotionsprotokoll PHIL 1931-1941 Nr. 2826; Wiener Stadt- und Landesarchiv, Meldeauskunft MA8-B-MEW-6368/2012; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 366; freundlicher Hinweis seiner Urgroßnichte Ruthy Erez, Israel 10/2012; www.ancestry.de.


Katharina Kniefacz, Herbert Posch


Saul Goldschlag, Eintrag 2826 'Nichtarierpromotion' 21. Juli 1938, Promotionsprotokoll Philosophische Fakultät 1931-1941, Foto: Herbert Posch, (c) Archiv Universität Wien

Saul Goldschlag, Nationale Juridische Fakultät Sommersemester 1919, Foto: Katharina Kniefacz, (c) Archiv der Universität Wien

Saul Goldschlag, Nationale Juridische Fakultät Wintersemester 1923/24, Foto: Katharina Kniefacz, (c) Archiv der Universität Wien

Saul Goldschlag, Nationale Juridische Fakultät Wintersemester 1923/24 (Vorderseite), Foto: Katharina Kniefacz, (c) Archiv der Universität Wien

Saul Goldschlag, Nationale Philosophische Fakultät Wintersemester 1925/26 (Vorderseite), Foto: Katharina Kniefacz, (c) Archiv der Universität Wien

Saul Goldschlag, Nationale Philosophische Fakultät Wintersemester 1925/26 (Rückseite), Foto: Katharina Kniefacz, (c) Archiv der Universität Wien

Saul Goldschlag, Nationale Philosophische Fakultät Wintersemester 1928/29 (Vorderseite), Foto: Katharina Kniefacz, (c) Archiv der Universität Wien

Saul Goldschlag, Nationale Philosophische Fakultät Wintersemester 1928/29 (Rückseite), Foto: Katharina Kniefacz, (c) Archiv der Universität Wien

Saul Goldschlags Lebenslauf von 1929 aus dem Rigorosenakt der Philosophischen Fakultät Nr. 10580, Foto: Katharina Kniefacz, (c) Archiv der Universität Wien
Für Fragen oder Kommentare zu dieser Person benützen Sie bitte unser: » Feedback-Formular.