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Otto Marburg

Geb. am: 25. Mai 1874
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen
Otto MARBURG, geb. am 25. Mai 1874 in Römerstadt, Mähren/Österreich-Ungarn [Rýmařov/Tschechische Republik] war 1938 ausserordentlicher Professor für Neurologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und Vorstand des Neurologischen Instituts. Er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt und am 22. April 1938 seines Amtes enthoben (zwangspensioniert) und von der Universität Wien vertrieben. Otto Marburg hatte sein Medizinstudium in Paris, Berlin und Wien absolviert und an der Universität Wien 1899 zum "Dr. med. univ." promoviert. Anschließend arbeitete er als Sekundararzt und unbesoldeter Assistent im AKH (Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien mit Universitäts-Kliniken): 1900-1903 am Neurologischen Institut bei Prof. Heinrich Obersteiner, 1903-1905 an der Universitäts-Augenklinik bei Prof. Ernst Fuchs und an der Psychiatrischen Universitätsklinik unter Prof. Julius von Wagner-Jauregg. 1905 hatte er sich an der Universität Wien für Neurologie habilitiert und arbeitete als Privatdozent und besoldeter Assistent 1906-1919 wieder am Neurologischen Institut. 1912 erhielt er den Titel eines ausserordentlichen Professors ("Pd. tit. ao. Univ.-Prof.") und wurde 1917 zum tatsächlichen ausserordentlichen Professor ernannt ("ao. Univ.-Prof."). 1919 wurde er Nachfolger seines Lehrers Heinrich Obersteiner als Vorstand dieses Instituts. Er wohnte in Wien 1., Opernring 4. Otto Marburg musste aus Österreich fliehen und konnte über Großbritannien in die USA emigrieren. Auf dem Schiff (S.S. Aquitania) das am 14. Juni 1938 in New York ankam, befand sich auch sein ehemaliger Kollege, der Neurologe und Psychiater Josef Gerstmann. Otto Marburg konnte seine wissenschaftliche Tätigkeit in New York fortsetzen und wurde Prof. für Neurologie am College of Physicians and Surgeons der Columbia University in New York. Er war Autor von über 200 wissenschaftlichen Arbeiten (Artikel, Hanbuchbeiträge, Bücher) aus dem klinisch-neurologischen und neuro-anatomischen Bereich. Zu seinen Hauptwerken zählen der "Mikroskopisch-topographische Atlas des menschlichen Zentralnervensystems" (1904, 1927 3. Aufl.) sowie "Tumore im Bereich des Cochlear-, Vestibularsystems und Kleinhirns" (1926) und "Röntgenbehandlung der Nervenkrankheiten" (1930, gem. m. Egon Ranzi). Er starb 74jährig am 13. Juni 1948 in New York/USA. In Wien wurde 1960 zu seinen Ehren in Wien 22., Essling, die Marburggasse nach ihm benannt.


Lit.: MÜHLBERGER 1993, 26; MERINSKY 1980, 153-155; Archiv der Universität Wien/Personalblätter S 304.783, Rektorat GZ 677 ex 1937/38; UB MedUni Wien/van Swieten Blog; Lawrence A. ZEIDMAN, Matthias Georg ZILLER u. Michael SHEVELL, Gerstmann, Sträussler, and Scheinker. The persecution of the men behind the syndrome, in: Neurology 83/3 (15.Jul.2014), 272-277; www.geschichtewiki.wien.gv.at; RÖDER 1983; FISCHER 1932/1933; Österreichisches Biografisches Lexikon 1973, 68.

 Herbert Posch


Entlassung Otto Marburg, Beauftragung Nachfolger Alfred Auersperg, 28. März 1938, © Archiv der Universität Wien

Heinrich Obersteiner und Otto Marburg im Labor des Neurologischen Instituts, um 1910 (c) Archiv der Universität Wien

Anton Eiselsberg, NN, Hans Pichler, Egon Ranzi und Otto Marburg (v.l.n.r), 1935, (c) Archiv der Universität Wien
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