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Max Reiss

Geb. am: 23. Juni 1903
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen
Max REISS, geb. 23. Juni 1903 in Wien (als Sohn von Ignacz Reiss und Sidonia Reiss, geb. Freund), war bis Oktober 1938 zum Assistenten II. Klasse am III. Physikalischen Institut (Leitung: Prof. Felix Ehrenhaft) an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien bestellt. Am 25. März 1938 wurde ihm aus rassistischen Gründen untersagt, den Diensteid auf den Führer zu leisten "da er Jude ist" (obwohl er am 3. Oktober 1931 zum röm.-kathol. Bekenntnis konvertiert war), was seine sofortige Entlassung, rückwirkend per 15. März 1938 zur Folge hatte - ebenso wie bei seinem Vorgesetzten und seinen beiden Instituts-Kollegen, den wissenschaftlichen Hilfskräften Dr. Alfred Lustig und Dr. Gerhart Grötzinger. Max Reiß hatte nach der Matura (Reifeprüfung) am Bundesrealgymnasium Wien II 1922 an der technischen Hochschule Wien (1 Semester) und an der Universität Wien Physik, Mathematik und Philosophie studiert und promovierte bei Prof. Ehrenhaft im Mai 1927 in Physik mit einer Dissertation über "Die Beweglichkeit von Tröpfchen hoher Dichte der Radiengrößen bis I. 10-5 cm und deren elektrische Ladungen. II. Protokolle der Messungen. III. Bemerkungen zu der Arbeit von J. Mattauch: 'Zur Frage nach der Existenz von Subelektronen'". Anschliessend wurde er mit 1. Juli 1927 als wissenschaftliche Hilfskraft am Dritten Physikalischen Institut (Leitung: Prof. Felix Ehrenhaft) der Universität Wien an Stelle von Guido Beck mit den Anfangsbezügen eines ledigen außerordentlichen Assistenten bestellt und bis 1930 zwei mal verlängert. Von Oktober 1930-1934 als a.o. Assistent, von Oktober 1934 bis September 1936 als Assistent II. Klasse bestellt und 1936 bis Ende September 1938 verlängert, phasenweise unbesoldet. 1935 empfahl ihn Prof. Albert Einstein/Princeton Universität als bestgeeignetsten Vortragenden für die englischsprachigen Naturwissenschaftsvorträge der Vienna Summer School des AAIE|Austro-American Institute of Education. In seiner über 10-jährigen Arbeit am Institut war er zentral in der Forschung wie auch in der Lehre am Institut tätig und publizierte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten. Nach dem "Anschluss" musste der die Universität Wien umgehend verlassen und aus Wien fliehen. Er war seit Mitte 1937 mit Hilde Wang (geb. 1916) verheiratet und sie wohnten in Wien 4., Blechturmgasse 12. Es gelang ihnen am 22 Juli 1938 ein Visum für die USA zu erhalten und reisten über Cherbourg/Frankreich am 27. Juli 1938 mit der SS Aquitania in die USA, wo sie am 2. August 1938 in New York ankamen. Max Reiss zog mit seiner Frau und seinem Bruder Rudolph (geb. 1895) nach Rochester, Monroe County/New York und arbeitete ab 1939 in der Eastman Kodak Company und entwickelte verschiedene optische Linsen sowie eine Theorie der off-axis illumination in camera image. Er blieb bis zu seiner Pensionierung Ende 1968 als optical designer in der Apparatus and Optical Division bei Kodak und konnte hier auch seine bereits in Wien begonnenen Forschungen fortsetzen und einbringen, besonders jene über Photophorese, das Phänomen, dass kleine Partikel, die in Gas oder Flüssigkeiten suspendiert sind, zu migrieren beginnen, wenn sie von einem ausreichend intensiven Lichtstrahl beleuchtet werden. Er starb 101-jährig am 12. September 2004 in Andover, Massachusetts/USA.


Lit.: Archiv der Universität Wien, Personalakt PHIL 3001, Rigorosenakt PHIL 9511; Personalstand Uni Wien 1937/38, 116; FLECK/ZEILINGER 2003, 40; Herrmann Weissgärber, You Can't Copy Tradition: A View on the Eventful History and Bilateral Work of the Austro-American Institute of Education from 1926-2016, Vol. 1, 2016, 108-111; Journal of the Optical Society of America, Vol 59 (1969), 4, p. 468www.libertyellisfoundation.org.

Herbert Posch


US Volkszählungsliste von Max Reiss, seiner Frau Hilda und seines Bruders Rudolph in Rochester, 1940, © NARA|National Archives and Records Administration & www.ancestry.com

Ansuchen Max Reiss um Bestätigung seiner Dienstzeiten an der Universität Wien, 6. Juli 1938 © Archiv der Universität Wien

Bestätigung der Dienstzeiten von Max Reiss an der Universität Wien, 19. Juli 1938 © Archiv der Universität Wien

Curriculum vitae Max Reiss 1927 © Archiv der Universität Wien

Max Reiss, Personalstand der Universität Wien 1937/38 © Archiv der Universität Wien
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