Kurt Lingens
Geb. am: |
31. Mai 1912 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Kurt LINGENS, geb. am 31. Mai 1912 in Düsseldorf/Deutsches Reich (heimatberechtigt in Düsseldorf, Staatsbürgerschaft: Deutsches Reich), Sohn von Walter Lingens (Polizeipräsident), wohnte in Wien 8, Piaristengasse 54.
Nach der Reifeprüfung begann er ein Medizinstudium an der Universität Wien. Während seines Studiums heiratete er
Ella Reiner, die ebenfalls an der Universität Wien Medizin studierte.
Er konnte sein Studium auch nach dem "Anschluss" fortsetzen und war im Wintersemester 1938/39 an der Medizinischen Fakultät im 7. Studiensemester inskribiert (Wintersemester 1938/39 wurde ihm am 17. April 1939 als gültig angerechnet).
Gemeinsam mit seiner Frau Ella Lingens,
Karl Motesiczky sowie anderen FreundInnen bildete er ab 1939 eine kleine Widerstandsgruppe, die vielen Verfolgten half sich vor der Gestapo zu verstecken und zu emigrieren.
Im Mai 1942 bestand Kurt Lingens die ärztliche Prüfung und erhielt die Bestallung als Arzt am 19. Juni 1942. Seine Dissertation "Die Sojabohne und ihre Bedeutung für die deutsche Volksernährung" wurde im Juli 1942 noch positiv beurteilt (Referent: Prof. Eugling, Hygienisches Institut).
Im Sommer 1942 entschloss sich die Widerstandsgruppe, zwei Ehepaare, die aus Polen nach Wien geflüchtet waren, zur Flucht in die Schweiz zu helfen. Der Fluchtversuch missglückte, da ein Mittelsmann sie an die Gestapo verriert. Sie wurden im September 1942 an der Schweizer Grenze in Feldkirch/Vorarlberg verhaftet und in das Wiener Gestapohauptquartier überstellt. Nachdem sie kurzzeitig freigelassen wurden, wurden Karl Motesiczky, Ella Lingens und Aladar Döry am 13. Oktober 1942 endgültig verhaftet und wenige Monate später nach Auschwitz [Oświęcim] deportiert.
Kurt Lingens wurde einer Strafkompanie der Wehrmacht zugewiesen, die in der Sowjetunion eingesetzt wurde. Im Oktober 1942 und im Mai 1943 konnte er die abschließenden Rigorosenprüfungen absolvieren und am 14. Mai 1943 zum Dr.med. promovieren (Gelöbnis wurde schriftlich geleistet).
Kurt Lingens überlebte die Strafkompanie und lebte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Wien.
Er wurde 1980 gemeinsam mit Ella Lingens-Reiner und Karl Motesiczky als "Gerechter unter den Völkern" geehrt.
Lit.: Archiv der Universität Wien: Medizinische Fakultät: Nationale 1937-1939, Rigorosenprotokoll 12.7, Nr. P/109; Christiane ROTHLÄNDER, Karl Motesiczky 1904 - 1943. Eine biografische Rekonstruktion, Wien u.a. 2010.
Katharina Kniefacz