Universität Wien - Startseite

Josefa Urbach (Kronstein)

Geb. am: 21. Februar 1895
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen

Josefa Maria Wilhelmine URBACH (geb. KRONSTEIN), geb. am 21. Februar 1895 in Wien/Österreich-Ungarn [Österreich] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), war 1938 wissenschaftliche Hilfskraft am Röntgenambulatorium (Leitung: Prof. Max Sgalitzer, der 1. Chirurgischen Univ.-Klinik (Leitung: Prof. Egon Ranzi) der Universität Wien im Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Wien.

Sie war röm.-kath. und wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt, da sie nach NS-Rasse-Kriterien als "Mischling 2. Grades" galt und ihr Ehemann als jüdisch: Ihr Vertrag wurde mit April 1938 gekündigt, ihrem Mann wurde die venia legendi entzogen und beide wurden von der Universität Wien vertrieben.

Sie hatte am 26. Juli 1921 an der Universität Wien zur "Dr.med.univ." promoviert und drei Tage später am 29. Juli 1921 den Dermatologen Dr. Erich Urbach (1893-1946) geheiratet und sie hatten zwei Söhne: Friedrich/Frederick (1922-2004) und Hans/John Urbach (1924-?).
Josefa Urbach war seit April 1927 als besoldete wissenschaftliche Hilfskraft am Röntgenambulatorium der 1. Chirurgischen Univ.-Klinik der Universität Wien angestellt, Erich Urbach hatte sich 1929 habilitiert und war neben seiner Dozentur und Assistententätigkeit an der Universitätsklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten der Universität Wien auch Primararzt am Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft und gemeinsam hatten beide auch eine gemeinsame Privatpraxis eröffnet, er als Facharzt für Dermatologie und Allergien, sie als Fachärztin für Röntgenologie, Diagnostik und Therapie - anfangs in Wien 1., Gonzagagasse 12, ab 1937 in Wien 1., Schottenring 7.

Nach dem "Anschluss" musste die Familie aus Wien fliehen und nachdem Josefa Urbach am 1. August 1938 für sich und die beiden Kinder in der amerikanischen Botschaft in Wien Affidavits und Visa erhalten hatte, konnte sie am selben Tag das Land in Richtung Frankreich verlassen. Sie reiste mit den Kindern am 5. August 1938 von LeHavre/Frankreich mit der SS Georgic in die USA, wo sie am 14. August 1938 in New York City, NY, ankamen. Ihr Mann war bereits im Ende März in die USA emigriert. Die Familie lebte 1940 in Cheltenham, Montgomery, PA, und ließ sich schließlich in Elkins Park, Philadelphia, PA, nieder, wo Erich Urbach Leiter des Allergie-Departments des Jewish Hospital und Associate Professor für Dermatologie an der University of Pennsylvania wurde und wo Josepha Urbach wieder mit ihm gemeinsam eine eigene Praxis für Dermatologie und Radiologie aufbaute. 1943 erhielten sie die U.S. Staatsbürgerschaft.

Ihr Mann starb, erst 53-jährig, 1946 in Philadelphia, PA. Josepha Urbach konnte weiter als Ärztin und Radiologin in eigener Praxis arbeiten und auch ihre beiden Söhne wurden Mediziner - Friedrich/Frederick (1922-2004), wurde Arzt und Direktor des Science Center Skin and Cancer Hospital der Temple University und auch Hans/John H. Urbach (1924-?), wurde Arzt und Professor für Dermatologie am Medical College of the University of Pennsylvania.

Einem Entschädigungsantrag, den sie 1963 beim Hilfsfond für politisch Verfolgte in Wien stellte, wurde 1965 mit einer Beamtenentschädigungszahlung entsprochen.

Dr. Josefa Urbach, geb. Kronstein, starb im August 1981 in Montgomery, Lycoming County, PA/USA und ist am dortigen Chelten Hills Cemetery bestattet.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1916-1921, Promotionsprotokoll MED 1919–1923 M33.11, Rektorat GZ 677 ex 37/38 ONr. 91, GZ 680/I+II ex 1937/38, Personalstand 1937/38, 45, 113; Österreichisches Staatsarchiv OeStA/AdR E-uReang/VVSt/VA 41108, OeStA AdR E-uReang Hilfsfonds Abgeltungsfonds 8645, OeStA AdR E-uReang FLD 11894; Wiener Stadt- und Landesarchiv WStLA 1.3.2.119.A41 244 N, 111, Bezirk 1  Vermögensentziehungsanmeldung; Kamila STAUDIGL-CIECHOWICZ, Das Dienst-, Habilitations- und Disziplinarrecht der Universität Wien 1848–1938. Eine rechtshistorische Untersuchung zur Stellung des wissenschaftlichen Universitätspersonals, Göttingen 2017, 326; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2023; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 10/2022; UB MedUni Wien/van Swieten Blog; www.genteam.at; www.ancestry.de; www.myheritage.at; www.findbuch.at.


Herbert Posch


Mitteilung, dass Josefa Urbach nicht zum verpflichtenden Diensteid auf Adolf Hitler erscheinen wird, der Juden/Jüdinnen untersagt war, 24. März 1938, © Archiv der Universität Wien
Für Fragen oder Kommentare zu dieser Person benützen Sie bitte unser: » Feedback-Formular.