Geb. am: | 19. November 1916 |
Fakultät: | Philosophische Fakultät |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Ernst Rudolf PHILIPP, geb. am 19. November 1916 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von Edmund Philipp (1870–1936, Kaufmann) und Karolina Philipp, geb. Selinko (1878–1941), wohnte in Wien 19, Peter-Jordan-Straße 64. Er hatte die Reifeprüfung (Matura) am 19. Juni 1934 am Bundesgymnasium in Wien 19 bestanden und begann im Wintersemester 1934/35 an der Universität Wien Physik zu studieren. Er war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 8. Studiensemester inskribiert und befand sich im Dissertationsstadium seines Studiums.
Er hatte sich am 17. Jänner 1938 zu den Abschlussprüfungen ("Rigorosen") in Physik angemeldet und das 'einstündige Rigorosum' bzw. 'Philosophicum' am 21. Jänner 1938 absolviert (Prüfer: Bühler, Reininger). Nach dem "Anschluss" wurde er im Sommersemester 1938 im Rahmen des Numerus clausus für jüdische Studierende noch zum Weiterstudium bis zum Semesterende zugelassen.
Am 8. Juli 1938 hatte er auch seine Dissertation eingereicht mit dem Titel: "Über die Winkelabhängigkeit bei der Streuung von Neutronen und Protonen" (Betreuer: Sexl, Schweidler). Die Dissertation war am 13. Oktober 1938 approbiert worden. Am 19. Oktober 1938 hatte er auch das zweite Rigorosum bestanden (Prüfer: Sexl, Schweidler, Mayrhofer). Er konnte somit, nach längerer Unsicherheit, doch noch sein Studium abschließen und am 31. Oktober 1938 unter zahlreichen symbolischen Diskriminierungen im Rahmen einer "Nichtarierpromotion" promovieren, bei gleichzeitig ausgesprochenem Berufsverbot im gesamten Deutschen Reich.
Sein älterer Bruder Franz (Adolf) (1914–1970) studierte ebenfalls an der Philosophischen Fakultät, allerdings Kunstgeschichte und arbeitete bereits an seiner Dissertation, konnte aber sein Studium nicht mehr an der Universität Wien abschließen und emigrierte nach Australien.
Ernst Rudolf Philipp musste aus Wien flüchten und konnte 1939 nach England/Großbritannien emigrieren, wo er im Oktober 1939 von einer Internierung als "enemy alien" ausgenommen wurde und als Farmarbeiter und Hühnerzüchter auf dem Gut Waddesdon Manor von James de Rothschild in Aylesbury, Buckinghamshire, England arbeitete und im nahen Upper Winchendon lebte.
Er starb im November 1996 in Whitehaven, Cumbria, England.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1934–1938, Rigorosenprotokoll PHIL Nr. 14130, Promotionsprotokoll PHIL 1931–1941 Nr. 2872, PHIL GZ 8 ex 1937/38 ONr. 89; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 448; IKG Wien Geburts-, Heirats- und Sterbematriken (www.genteam.at), The National Archives in Kew, London, England/1939 Register RG 101/2138J und /WW2 Internees (Aliens) Index Cards 1939-1947 HO 396/68 (www.ancestry.de), General Register Office in London, England/England and Wales Civil Registration Indexes (www.ancestry.de).
Herbert Posch