Geb. am: | 30. Juni 1916 |
Fakultät: | Philosophische Fakultät |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Berta BONDI (verh. HAAG), geb. am 30. Juni 1916 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Tochter von Siegmund Bondi (Großindustrieller, 1877–1945) und Ernestine Bondi (geb. Moslechner, 1886–1944) und Nichte von Dr. Samuel Bondi (1878–1959), Privatdozent der Universität Wien, wohnte in Wien 2, Untere Augarten-Straße 1. Sie legte die Reifeprüfung (Matura) am Privatgymnasium M. M. Luithlen im Sommer 1935 ab und begann im Wintersemester 1935/36 an der Universität Wien zu studieren und war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 6. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Psychologie, Philosophie, Völkerkunde und Geschichte.
Berta Bondi wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen, ebenso wie ihre Cousine Gabriele Bondi (1915–1992), die zeitgleich an der Medizinischen Fakultät studierte.
Das Familienunternehmen ihres Vaters (Firma Jakob Neurath) wurde 1938 enteignet ("arisiert"), ihr Vater, Siegmund Bondi, konnte nach Holland emigrieren, wurde aber später in das Sammel- und Transitlager Westebork, Drenthe/Niederlande deportiert und später in das Konzentrationslager (KZ) Bergen-Belsen, Niedersachsen/Deutschland, wo er am 1. Mai 1945 an Typhus starb. Ihre Mutter wurde ebenfalls in das KZ Bergen-Belsen deportiert und wurde dort 1944 ermordet.
Berta Bondi gelang es 1938 nach Palästina (Israel) zu emigrieren und sie wurde Sozialarbeiterin. Sie heiratete 1945 Paul Haag und sie hatten vier Kinder. Ihr Mann starb 1983 in Tel Aviv.
Von ihren drei Geschwistern starb Dr. Hermann Samuel Bondi (1910–1944) im Holocaust – er wurde im KZ Sobibor 1944 ermordet –, die anderen beiden überlebten: Dr. Jeanette Judith Benjamin (geb. Bondi, 1911–1992) in Israel und Felix Isaac (Yitzchok) Bondi (1914–1990) in den USA.
Berta Haag, geb. Bondi, starb 2008 in Hod Hasharon, Petach Tikva/Israel.
An sie wird an der Universität Wien im "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" (2009) erinnert und auch auf dem "Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien | Wenn Namen leuchten" (2022).
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1935-1938; freundliche Information von Alice Bondi, UK, 2010; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 367; KNIEFACZ/POSCH 2017b; POSCH/FUCHS 2022, 75–76.
Herbert Posch