Baruch Sonntag
Geb. am: |
06. Mai 1898 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Doktorgradaberkennung |
Baruch SONNTAG, geb. am 6. Mai 1898 in Seletin, Österreich-Ungarn (Bukowina) [Rumänien] als Sohn von Moses und Getti Sonntag, hatte am 4. März 1929 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Dr. med. erworben und lebte in Wien 3., Hintzerstraße 2 bzw. kaufte er später das Haus Wien 4., Heumühlgasse 14 und wohnte auch dort (Nr. 37). Er erwarb die österreichische Staatsbürgerschaft und somit das Recht, in Wien als Arzt zu praktizieren.
1938 wurde er aus rassistischen Gründen verfolgt, vom 20. März bis Mitte Juni in der Karajangasse bzw. im Wiener Landesgericht für Strafsachen inhaftiert, Mitte Juni bis Anfang August in Gestapo-Haft im „Hotel Metropol“.
Anfang September 1938 gelang es ihm gemeinsam mit seiner Frau
Eugenie Sonntag (geb. Fränkel) und ihren Kindern Ruth und Hans Robert Sonntag zu flüchten. Die erzwungene Emigration führte über Brüssel/Belgien später nach Brasilien, wo sie ab April 1939 dauerhaft in Sao Paolo lebten (ab 22. Jänner 1952 Brasilianische Staatsbürgerschaft).
Am 8. Mai 1941 wurde Dr. Baruch Sonntag - und ebenso seiner Ehefrau Dr.
Eugenie Sonntag (geb. Fränkel) - nach erfolgreicher Flucht ins Ausland der Doktorgrad von der Universität Wien aus rassistischen Gründen aberkannt, da sie im Nationalsozialismus 'als Jude/Jüdin als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig' galten.
Seine Frau starb in der Emigration in Brasilien und er heiratete später seine zweite Frau Edith Sonntag und übersiedelte in den 1960er Jahren nach Portugal.
Erst 62 Jahre nach der Aberkennung und sehr lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm der Doktorgrad am 10. April 2003 feierlich wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung posthum für 'von Anfang an nichtig' erklärt.
Lit.: POSCH/STADLER 2005, freundlicher Hinweis von Mag. Barbara Sauer (Projekt "Ärzte und Ärztinnen in Österreich 1938-1945. Entrechtung, Vertreibung, Ermordung"); Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/06-Finanzen/Hilfsfonds AHF 8373.
Herbert Posch