Lisa Antonia Neumann
Geb. am: |
08. Juni 1913 |
Fakultät: |
Philosophische Fakultät |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Lisa Antonia NEUMANN, geb. am 8. Juni 1913 in Wien, Tochter von Jaques Neumann (Angestellter) und seiner Frau Hedwig, hatte am am Mädchenrealgymnasium des Wiener Frauenerwerbsvereins maturiert und anschließend ihr Psychologiestudium an der Universität Wien beim Ehepaar Karl und Charlotte Bühler absolviert.
Sie war 1938 nicht mehr an der Philosophischen Fakultät inskribiert, sondern befand sich bereits im Stadium der Abschlussprüfungen. Sie hatte sich bereits am 1. Dezember 1937 zu den Abschlussprüfungen ('Rigorosen') in Psychologie angemeldet und das erste Rigorosum am 7. Dezember 1937 bestanden. Ihre Dissertation 'Die Rolle der Eltern im Leben des Jugendlichen' war am 8. Februar 1938 von Karl Bühler und Richard Meister als Zweitbegutachter approbiert worden. Am 4. März 1938 hatte sie auch das zweite Rigorosum bestanden. Sie konnte somit, nach längerer Unsicherheit, doch noch ihr Studium abschließen und am 21. Juli 1938 unter zahlreichen symbolischen Diskriminierungen im Rahmen einer 'Nichtarierpromotion' promovieren, bei gleichzeitig ausgesprochenem Berufsverbot im gesamten Deutschen Reich.
"
Es waren damals schon keine großen Promotionen, […]
Juden durften damals nicht mehr promovieren. Der Pedell war mit einem Bauernjanker bekleidet, um zu zeigen, wie er die Leute verachtet. In die linke Hand hat er mir mein Diplom gegeben, mit der rechten musste ich unterschreiben, dass ich nie wieder das Universitätsgebäude betrete. [… Das Diplom]
hat mir sehr geholfen, wie ich nach Amerika gekommen bin."
Lisa Neumann konnte noch im selben Jahr in die USA emigrieren, wo sie 1938 bis 1939 am Bellevue Hospital in New York und 1939/40 als Clinical Intern an der Worcester Child Guidance Clinic in Worcester/Massachusetts arbeitete. Für den Aufbau einer eigenen Existenz in der Emigration erwiesen sich das Doktorat und das abgeschlossene Studium als sehr wichtig, um in diesem Feld auch adäquate Berufs- und Erwerbsmöglichkeiten zu haben.
Lit.: Archiv der Universität Wien, PHIL Rigorosenprotokoll 42 (1937), PHIL Rigorosenakt Nr. 13994, PHIL Promotionsprotokoll VI (1931–1941) Nr. 2839; POSCH 2009, 242f., 367; WEITZEL 2000, 92; Interview mit Lisa NEUMANN am 11. November 2002 in New York, Interviewer: Paul Schiefer.
Katharina Kniefacz, Herbert Posch