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Paul Messinger

Geb. am: 25. Mai 1914
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende
Paul MESSINGER, geb. am 25. Mai 1914 in Krakau [Kraków]/Polen (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Leopold Messinger (Beamter), wohnte in Wien 7, Neustiftgasse 93. Er war bereits während des Austrofaschismus Mitglied der Widerstandsgruppe "Rote Studenten" und war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien im 10. Studiensemester inskribiert. Sein jüngerer Bruder Heinrich Messinger, der auch an der Medizinischen Fakultät studierte, wurde ebenfalls von der Universität Wien vertrieben. Sein Bruder Heinrich Messinger konnte noch 1938 über Lissabon/Portugal nach Montevideo/Uruguay emigrieren. Seine Mutter Jetty Vermes geb. Huss (geb. am 30. August 1884), sowie ihre Tochter Elisabeth aus 2. Ehe (geb. am 24. Mai 1929) wurden am 2. November 1941 von der Wohnung der Familie in Wien 7, Neustiftgasse 93, in das Ghetto Litzmannstadt [Lodz/Polen] deportiert und wurden Opfer der Shoah. Über Paul Messingers weiteres Leben schrieb sein Bruder Heinrich 1995 in einem Brief an das Leo Baeck Institut in New York/USA:
"Mein Bruder PAUL MESSINGER war nach dem Anschluss in der Organisation Gildemeister tätig (ehrenamtlich), die sich befasste auswandernden Juden behilflich zu sein. Die Gestapo kontrollierte. Adolf Eichmann schien persönlich auf wenngleich mit getarnten Vorhaben. Mein Bruder der gewahr wurde, dass die vorhandene Information verwendet werden sollte um die Deportierung zu organisieren, wurde schließlich wegen Sabotage verhaftet und zu Zwangsarbeit im Strassenbau zugeführt. Gegen 1940 wurde er ins 'Generalgouvernement Lublin' deportiert. Er war nachher als 'unentbehrlich' bezeichneter Assistent in einer deutschen Bauingenieurfirma, die in den von den Truppen behrrschten Gebieten unterirdische Waffenfabriken baute. Sodann kam er sukzessiv in eine Kette von verschiedenen Konzentrationslagern. Am Ende des Krieges wurde er im K.Z. Theresienstadt von den Russen befreit. Kehrte nach Wien zurück, wo er die ausstehenden Prüfungen im Medizin Studium ablegte und eine ärztliche Praxis begann. Im Jahre 1953 übersiedelte er in den neu gegründeten Staat Israel, wo er zuerst in verschiedenen Kibbutz tätig war und zum Schluss Direktor eines Spitals in Haifa wurde." (Brief von Heinrich Messinger, 7. Juni 1995, im LBI New York (AR 10137))
Paul Messinger hatte vier Söhne: Michael (Bauingenieur in Wien), Gabriel (1995 Gastarzt in der NASA in den USA), Daniel (Ingenieur in Israel) und Rafael (Diplommechaniker in Israel) und starb 1994 im Alter von 80 Jahren in Haifa.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937-1939; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 438; anonymer Hinweis, 2014; Brief von Heinrich Messinger, 7. Juni 1995, im Austrian Heritage Collection am Leo Baeck Institute New York (AR 10137); TIDL 1976, 111; Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW): Datenbank Shoah-Opfer [Jetty und Elisabeth Vermes].


Katharina Kniefacz, Herbert Posch


Nationale von Paul Messinger, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Paul Messinger, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien
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