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Georg Lichtenstern

Geb. am: 08. Jänner 1917
Fakultät: Juridische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende

Georg (Hermann) LICHTENSTERN, geb. am 8. Januar 1917 in Wien/Österreich-Ungarn (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), als Sohn von Emil Lichtenstern (1877–1929, Privatbeamter, Abteilungsleiter der Landwirtschaftlichen Gesellschaft in Wien) und Frieda Lichtenstern, geb. Teltscher (1888–1942), wohnte seit Februar 1936 in Wien 9, Liechtensteinstraße 119/18. Nach der Reifeprüfung am Bundesgymnasium in Wien 9 (Wasagasse) besuchte er 1936 den Abiturientenkurs der Wiener Handels-Akademie und begann anschließend im Wintersemester 1936/37 ein Jusstudium an der Universität Wien. Sein Vater war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben, sein gesetzlicher Vormund, der Bankier Max Eisner, wohnte in Wien 9, Alserstraße 14.
Georg Lichtenstern war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Juridischen Fakultät im 3. Studiensemester inskribiert.

Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.

Georg Lichtenstern musste aus Wien fliehen, konnte jedoch nicht mehr rechtzeitig emigrieren. Er ersuchte am 12. August 1938 die Auswanderungsabteilung der Fürsorgezentrale der Israelitischen Kultusgemeinde um Unterstützung für eine Auswanderung nach Palästina [Israel] oder in die Tschechoslowakei (wo Großmutter und andere Verwandte lebten), blieb damit aber erfolglos, auch der Antrag auf Unterstützung für eine Auswanderung seiner Mutter im Jänner 1939 war nicht erfolgreich und sie lebten weiter in Wien. Georg Lichtenstern wurde am 1. Februar 1941 von der Gestapo verhaftet und drei Wochen inhaftiert, "da er von einem Anschlagkasten des "Stürmer" die Aufschrift 'Im Falle einer Bespuckung wird der nächste Jude es ablecken müssen' herunter­gerissen hat." Da er als nervenleidend galt, wurde er nach der Entlassung nicht in "Schutzhaft" genommen, sondern der Zentralstelle für jüdische Auswanderung, Lager Castellezgasse, "zur Umsiedlung in das Generalgouvernement zugeführt", wie der Gestapo Tagesrapport vom 18. Februar 1941 festhielt.

Er wurde zusammen mit seiner Mutter Frieda am 15. Oktober 1941 von der Wohnung in Wien 9, Liechtensteinstraße 119/18 in das Ghetto Litzmannstadt [Lódz]/Polen deportiert. Beide überlebten nicht - das genaue Todesdatum ist bislang nicht bekannt.
Im Völkischen Beobachter vom 19. Juli 1943 wurde der Entzug des gesamten beweglichen und unbeweglichen Vermögens sowie alle Rechte und Ansprüche von Georg Lichtenstern zugunsten des Dritten Reiches verlautbart.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale IUR 1936–1938; Wiener Stadt- und Landesarchiv/Historische Meldeunterlagen; DÖW 2001; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 429; Jahresberichte Wasagymnasium 1928, 1933 und 1934; Benedikt ZANZINGER, "Arisierung" und Restitution der Wiener Apotheken, ungedr. phil. Dipl. Univ. Wien, Wien 2013; Georg GAUGUSCH, Wer einmal war. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800-1938, Bd. 2, Wien 2016, 1875f.; Yad Vashem, www.genteam.at, www.familysearch.de, www.ancestry.de; Gedenkbucheintrag wurde überarbeitet im Rahmen der Lehrveranstaltung "Methodenworkshop Biographische Methoden" im Wintersemester 2024/25.


Herbert Posch und Valentin Track


Zulassungsschein ("Nationale") von Georg Lichtenstern, Wintersemester 1936/37 (Vorderseite), Foto: Katharina Kniefacz, © Archiv der Universität Wien

Nationale von Georg Lichtenstern, Wintersemester 1936/37 (Rückseite), Foto: Katharina Kniefacz, © Archiv der Universität Wien

Nationale von Georg Lichtenstern, Sommersemester 1937 (Vorderseite), Foto: Katharina Kniefacz, © Archiv der Universität Wien

Nationale von Georg Lichtenstern, Sommersemester 1937 (Rückseite), Foto: Katharina Kniefacz, © Archiv der Universität Wien

Nationale von Georg Lichtenstern, Wintersemester 1937/38 (Vorderseite), Foto: Herbert Posch, © Archiv der Universität Wien

Nationale von Georg Lichtenstern, Wintersemester 1937/38 (Rückseite), Foto: Herbert Posch, © Archiv der Universität Wien
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