Geb. am: | 08. Dezember 1914 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Fritz LIEBAN, geb. am 8. Dezember 1914 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Bernhard (Berl) Lieban (Kaufmann) und Helena Lieban. Sie wohnten in Wien 9., Grundlgasse 1, und Fritz war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 8. Studiensemester inskribiert (das ihm am 19. Februar 1938 als gültig angerechnet wurde).
Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen. Er konnte nicht mehr weiter inskribieren und am 3. Juni 1938 wurde ihm ein Abgangszeugnis ausgestellt.
Er konnte noch aus Wien flüchten und zwar in die Tschechoslowakei nach Prag, wurde dort aber verhaftet und in das Ghetto Theresienstadt [Terezín] deportiert und später in das Konzentrationslager Sachenhausen. Am 28. Mai 1942 wurde er als einer von insgesamt 250 "jüdische Geiseln" im Industriehof des Konzentrationslagers Sachsenhausen erschossen. Bei dieser Erschießung handelte es sich um eine zentral durchgeführte Mordaktion, die als Vergeltung für einen Brandanschlag auf die antibolschewistische NS-Propagandaausstellung "Das Sowjetparadies" im Berliner Lustgarten angeordnet worden war.
Entgegen der üblichen Praxis – die Mordaktion war angeordnet und wurde den Jüdischen Gemeinden bekannt gegeben – wurden die Todesursachen durch den von der Gemeinde Oranienburg beschäftigten Standesbeamten wahrheitsgemäß beurkundet.
Sein Vater Bernhard (Berl) Lieban (geb. am 13. März 1888 in Cracovie) konnte aus Wien nach Frankreich fliehen wurde aber im besetzten Frankreich verhaftet und im Lager Drancy interniert und von dort am 12. August 1942 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und bald darauf ermordet.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937-1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 429; Anneke de RUDDER, Zwangsarbeit im Zeichen des Völkermords 1942 bis 1945, in: Günter Morsch u. Susanne zur Nieden (Hg.), Jüdische Häftlinge im Konzentrationslager Sachsenhausen 1936 bis 1945 (=Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten 12), Berlin 2004, 200-242; Günter MORSCH (Hg.), Mord und Massenmord im Konzentrationslager Sachsenhausen 1936-1945 (=Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten 13), Berlin 2005, 193-197; Kerstin HOSA, Österreicher und Österreicherinnen im nationalsozialistischen Konzentrationslager Sachsenhausen 1938-1945, ungedr. phil. Dipl. Univ. Wien, Wien 2008, 153-154; Willi CREUTZENBERG, Tod durch Genickschuss, in Berliner Zeitung vom 24.05.2022; DÖW Opferdatenbank; collections.arolsen-archives.org; www.yadvashem.org (Gedenkblatt, von seiner Schwester Edith Fink/Haifa 1990 an die Shoah-Foundation übermittelt); freundlicher Hinweis von Willi Creutzenberg, Herdecke/D 09/2022.
Herbert Posch