Richard Langer
Geb. am: |
10. September 1919 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Richard LANGER, geb. am 10. September 1919 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Anna Langer (pensionierter Postbeamtin), wohnte in Wien 4, Klagbaumgasse 8, war im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 2. Studiensemester inskribiert.
Nach dem "Anschluss" 1938 konnte er vorerst sein Studium fortführen, erst als er vor dem Studienabschluss im 10. Studiensemester 1944 seine "arische" Abstammung nicht lückenlos nachweisen konnte, wurde er nicht mehr als "Arier" sondern als sogenannter "Mischling 1. Grades" kategorisiert. Hatte er bis dahin sein Studium relativ unbehindert fortführen können (trotz Kriegseinsatz als Soldat) wurde er nun aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen. Sein Ansuchen vom April 1944 noch zum 3. und letzten Rigorosum zugelassen zu werden war zwar erfolgreich, eine Promotion oder gar Berufsbetätigung wurde aber untersagt, obwohl er als Wehrmachtssoldat die geforderte "Frontbewährung" überlebt hatte, Träger des Eisernen Kreuzes II. Klasse und des Luftwaffenerdkampabzeichens war und im Zuge der Kriegshandlungen verwundet wurde (Versehrtenstufe I) wurde er am 30. Mai 1944 nur zum Rigorosum zugelassen aber trotz erfolgreicher Absolvierung nicht mehr zur Promotion.
Erst nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde er am 8. Juni 1945 promoviert, wobei das Doktordiplom rückdatiert wurde auf den 16. Juni 1944, also jenen Tag, an dem er die letzte Prüfungsleistung erbracht hatte, und damals nur aufgrund seiner jüdischen Abstammung das Doktordiplom nicht erhalten hatte.
Er lebte und arbeitete später als Arzt in Wien und wurde zum Medizinalrat ernannt.
Dr. Richard Langer starb 82jährig am 17. April 2002 in Wien und ist am Friedhof Grinzing in Wien bestattet.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937-1938, Promotionsprotokoll MED M 33.14 (1941-1949) Nr. 1247, Rektorat GZ 92 ex 1937/38, Rektorat GZ 97/I ex 1944/45; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 234; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2022; Verstorbenensuche Friedhöfe Wien.
Herbert Posch