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Friedrich Kunz

Geb. am: 09. Juli 1906
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende
Friedrich KUNZ, geb. am 9. Juli 1906 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Heinrich (Bronzearbeitergehilfe bzw. ÖBB Angestellter, 1876-1930) und der Regina Kunz, geb. Winter (Näherin, geb. 1871), wohnte in Wien 12. Flurschützgasse 23/54. Nach der Volks- und Bürgerschule war er einige Zeit als "Laufbursche im Büro" tätig und ging als Arbeiter ins Ausland (1926 Brasilien,1927 Amsterdam, 1929 Blumau, 1930 Triest) und arbeitete nach seiner Rückkehr als Schaffner auf der Wien-Badner-Bahn und war dazwischen immer wieder arbeitslos. Als Externist legte er schließlich 1934 erfolgreich die Matura ab und begann sein Medizinstudium. Da er nebenbei arbeiten musste, konnte er das Studium nur mit einigen Unterbrechungen betreiben und war 1938/39 an der Medizinischen Fakultät im 5. Studiensemester inskribiert (Wintersemester 1938/39 wurde ihm am 22. März 1939 als gültig angerechnet). Nach dem "Anschluss" 1938 wurde er aus rassistischen Gründen als sogenannter "Mischling 1. Grades" verfolgt und konnte sein Studium - bei jederzeitigem Widerruf - vorläufig noch bedingt fortsetzen. Er wurde allerdings am 25. August 1940 wegen Verdachts auf Vorbereitung zum Hochverrat (nach § 83 RStG) inhaftiert. Vorgeworfen wurde ihm die Mitgliedschaft in der illegalen österreichischen Freiheitsbewegung, Gruppe Dr. Lederer. Er blieb bis 31 März 1943 in Haft, wobei das Gerichtsverfahren noch weitergeführt wurde (Ermittlungsverfahren gegen Skroch u.a. beim Volksgerichtshof in Berlin, Gerichtsakts 8 J 179/41). Seine weiteren Ansuchen um Zulassung zum Weiterstudium wurden ab 1943 nicht mehr bewilligt, ein Studienabschluss mit Promotion und einer Zulassung als Arzt waren im Nationalsozialismus für ihn als "Mischling 1. Grades" nicht erreichbar. Er konnte sein Studium erst nach dem Ende des Nationalsozialismus wieder aufnehmen und am 14. Juli 1948 abschließen und zum "Dr.med.univ." promovieren. Er arbeitete dann als Aspirant, später als Sekundararzt im Krankenhaus Wien-Lainz, dann als Anstaltsarzt im Altersheim Wien-Lainz und ab 1954 eröffnete er eine Praxis als praktischer Arzt in Wien 15, Pater Schwartzgasse 1/25-26, später in Gablenzgasse 44/6/1/3-4, bis er im Juni 1968 in Pension ging. Friedrich Kunz starb am 14. Oktober 1973 in Wien und ist am Friedhof Wien Meidling beigesetzt.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937-1938, MED Promotionsprotokoll 1941-1949 Nr. 2015, MED S 51.1, MED S 51.2; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 425; freundlicher Hinweis Dr.in Barbara Sauer, Wien 08/2019; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 08/2019; www.friedhoefewien.at.


Herbert Posch


Nationale von Friedrich Kunz, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Friedrich Kunz, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Friedrich Kunz, Wintersemester 1938/39 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Friedrich Kunz, Wintersemester 1938/39 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Friedrich Kunz, Promotionseintrag vom 14. Juli 1948, Promotionsprotokoll Med 1941-1949 Nr. 2015, © Archiv der Universität Wien

Friedrich Kunz, Dekans-Gutachten Pernkopf 1940, © Archiv der Universität Wien
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