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Friedrich Kratter

Geb. am: 09. Juli 1911
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende

Friedrich KRATTER, geb. am 9. Juli 1911 in Stanislau, Galizien/Österreich Ungarn [Stanisławów/Polen, heute: Iwano-Frankiwsk|Івано-Франківськ/Ukraine] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Dr. David Kratter (Rechtsanwalt, 1876-1936) und Leonore Kratter (1889-1944), wohnte in Wien 1, Dorotheergasse 6/20. Er hatte am Realgymnasium Wien II maturiert und anschließend an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien immatrikuliert und sein Medizinstudium aufgenommen. Er war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 8. Studiensemester inskribiert (Abgangszeugnis vom 18. Mai 1938).

Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.

Er musste aus Wien fliehen und konnte gemeinsam mit seiner Mutter im August 1938 nach Großbritannien emigrieren. Anfangs lebten sie in Manchester und Friedrich Kratter konnte an der Manchester University Medical School sein Medizinstudium wieder aufnehmen und arbeitete 1939 auch am Manchester Royal Infirmary. Er wurde 1939 als Medizinstudent noch von einer Internierung als "enemy alien" ausgenommen, doch vom Juni bis Dezember 1940 dann doch zusammen mit anderen Emigranten aus Deutschland und Österreich auf der Isle of Man interniert. Später lebte er mit seiner Mutter in Prestwich, Lancashire (67, Albert Avenue). Während seine Mutter als unbezahlte Haushaltshilfe ("unpaid domestic duties") arbeitete - sie starb im Oktober 1944 in Manchester -, konnte er sein Medizinstudium abschließen, promovieren und später als Arzt arbeiten. Er heiratete seine Frau Kathleen und am 21. Juni 1947 erhielten beide die Britische Staatsbürgerschaft.

Friedrich Kratter wurde Facharzt für Tiefenpsychologie und Psychiatrie und arbeitete anfangs in verschiedenen Spitälern in England, nahm aber nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auch mehrere Anstellung in verschiedenen US-Bundesstaaten an. Nach einigen Jahren kehrte er aber aus den USA wieder nach Großbritannien zurück und arbeitete an einen großen Spital in England, wo er seine zweite Frau Valerie kennen lernte. Er war auch gefragter psychiatrischer Gerichtsgutachter für das Britische Innenministerium und begutachtete zahlreiche Personen in psychiatrischen Krankenhäusern und Gefängnisse.

Friedrich Kratter starb 98jährig am 6. August 2009 in Blackburn Lancashire, England.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937-1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 422; freundlicher Hinweis seiner Witwe Valerie Kratter, 07/2019; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 07/2019; www.ancestry.con; www.genteam.at; http://www.nationalarchives.gov.uk/.


Herbert Posch


Nationale von Friedrich Kratter, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Friedrich Kratter, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Friedrich Kratter, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Friedrich Kratter, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Friedrich Kratter, © Valerie Kratter

Friedrich Kratter, © Valerie Kratter

Friedrich Kratter, © Valerie Kratter

Friedrich Kratter, © Valerie Kratter

Friedrich Kratter, © Valerie Kratter

Friedrich Kratter, © Valerie Kratter

Friedrich Kratter, © Valerie Kratter

Friedrich Kratter, © Valerie Kratter

Friedrich Kratter, © Valerie Kratter
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