Rudolf Königstein
Geb. am: |
10. Jänner 1915 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Rudolf KÖNIGSTEIN, geb. am 10. Januar 1915 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Dr. Robert Königstein (Arzt, Cousin von
Prof. Hans Königstein), wohnte in Wien 7., Mariahilfer Straße 53. Er hatte im Juni 1933 maturiert, anschließend sein Medizinstudium begonnen und war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 10. und letzten Studiensemester inskribiert (Absolutorium ausgestellt am 7. März 1938).
Er war schon in seiner Studienzeit seit 1. April 1936 auch als Mitarbeiter an der Medizinischen Fakultät angelobt und 1938 in Verwendung als "Demonstrator mit Stipendium" am Institut für medizinische Chemie (Prof. Fürth).
Er wurde zwar im Sommersemester 1938 im Rahmen des Numerus clausus für jüdische Studierende noch kurz zum Weiterstudium bis zum Semesterende zugelassen, konnte aber sein Studium nicht mehr abschließen.
Als Demonstrator wurde er bereits per 31. März 1938 aus rassistischen Gründen als "Nichtarier" entlassen und wurde von der Universität Wien vertrieben.
Es gelang ihm die Flucht nach Shanghai wo er das Medizinstudium an der St. John's University weiter fortsetzen und schließlich auch am 31. Mai 1941 promovieren konnte. Aufgrund einer Polio-Erkrankung blieb ein Bein gelähmt, aber er konnte von 1941 bis 1945 als Laborarzt im internationalen Ghetto Shanghais arbeiten. Ab 1946 war er dann Arzt in Hangzhou (Anglikanisch-Neuseeländische Mission) bevor er 1951 vor der Maoistischen Revolution nach Wien flüchtete.
In Wien holte er alle noch fehlenden Prüfungen zum letzten Rigorosum nach und sein Doktorat aus Shanghai wurde am 15. Dezember 1951 an der Universität Wien nostrifiziert. Er wurde Assistent und Oberarzt auf der 3. medizinischen Abteilung im Krankenhaus Wien-Lainz (Stoffwechselabteilung) später Primarius des Altersheimes in Lainz. Er habilitierte sich im Februar 1969 zum Privatdozenten und wurde im Juli 1976 zum außerordentlicher Univ.-Prof. für Interne Medizin und Tropenkrankheiten an der Universität Wien ernannt und ging Ende Oktober 1979 in Pension. Er wohnte erst in Wien 4., Mayerhofgasse 12/40, später in Wien 10., Favoritenstr. 235/I/6 Ecke Libussagasse 9, war verheiratet und hatte eine Tochter.
Er starb am 15. Juli 1985 in Wien.
Lit.: Archiv der Universität Wien, Nationalen MED 1937-1938, Rektorat GZ 680 I ex 37/38, Personalstand Uni Wien 1975/76; STADLER I 2004 [1988], 497; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 420; freundlicher Hinweis seiner Tochter Dipl.-Ing.in Erika Königstein, 2017; freundlicher Hinweis Dr.in Barbara Sauer, Wien 07/2019.
Herbert Posch