| Geb. am: | 28. Februar 1915 |
| Fakultät: | Philosophische Fakultät |
| Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Henriette KÖNIGSTEIN, verh. Graffe, geb. am 28. Februar 1915 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Univ.-Prof. Dr. Hans Königstein (1878-1954, Dermatologe) und Anna Königstein, geb. Dukat (1882-1858), wohnte in Wien 1, Georg-Coch-Platz 3. Sie hatte am 20. Juni 1934 am Mädchenrealgymnasium des Vereins für realgymnasialen Mädchenunterricht in Wien 8., Albertgasse, erfolgreich die Reifeprüfung (Matura) abgelegt und begann im Wintersemester 1934/35 an der Universität Wien Psychologie und Zoologie zu studieren. Sie war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 8. und letzten Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Psychologie und Zoologie.
Sie hatte sich am 28. Jänner 1938 zu den Abschlussprüfungen ("Rigorosen") angemeldet und bestand das erste Rigorosum am 17. Februar 1938 bei den beiden Zoologen Prof. Jan Versluys (1873-1939) und Prof. Andreas Penners (1890-1952) mit Auszeichnung, aber danach brach das Prüfungsverfahren ab.
Sie wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen, durfte nicht mehr zur letzten der beiden Abschlussprüfungen antreten, konnte ihr Studium nicht mehr abschließen und musste die Universität Wien verlassen.
Sie musste aus Wien fliehen und konnte noch rechtzeitig nach Großbritannien emigrieren. Ihre Eltern konnten nach Palästina auswandern, wo ihr Vater 1954 in Tel Aviv starb, ihre Mutte daraufhin zu ihr nach England kam und 1958 in Battersea starb. Ihr Bruder Leopold Königstein (Leo Kingston, 1918–1993), der 1938 ebenfalls an der Universität, allerdings an der Medizinischen Fakultät studiert hatte, wurde ebenfalls von der Universität vertrieben, konnte aber in die USA emigrieren.
Sie lebte und arbeitete später unter dem amen Jetty Graffe in England - über ihr weiteres Leben ist bislang wenig bekannt.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937-1938, Rigorosenprotokoll und -akt PHIL 14161; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 420, www.myheritage.at, www.ancestry.de.
Herbert Posch
