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Friedrich Flandrak

Geb. am: 16. Juni 1893
Fakultät: Juridische Fakultät
Kategorie: Doktorgradaberkennung
Friedrich FLANDRAK, geb. am 16. Juni 1893 in Wien, gest. 1944/45 im KZ Auschwitz [Oświęcim]/Polen, hatte am 9. Juli 1917 an der Juridischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Dr. iur. und am 20. Dezember 1935 den Grad eines Dr. rer.pol. erworben, dazwischen an der Philosophischen Fakultät am 29. März 1920 auch den Grad eines Dr. phil. in Geschichte erworben (Dissertation: 'Römische Wirte und Wirtshäuser'). Er war verheiratet mit Hedwig Flandrak, geb. Mosczisker (geb. 3. Mai 1900 in Wien) und 1931 wurde ihr Sohn Hans Bernhard Flandrak geboren. Friedrich Flandrak wurde 1934 in die Wiener Rechtsanwaltsliste eingetragen und eröffnete eine Kanzlei in Wien 7., Mariahilfer Straße 74a. Nach dem "Anschluss" wurde er aus rassistischen Gründen verfolgt. Er musste flüchten und es gelang ihm im Juni 1938 in die Schweiz und später nach Frankreich zu emigrieren.
Mit Verlautbarung im Deutschen Reichsanzeiger vom 30. August 1941 wurden er und seine Frau Hedwig Flandrak, geb. Mosczisker aus dem Deutschen Reich zwangsausgebürgert. Mit der Aberkennung der Staatsangehörigkeit wurden sie staatenlos und ihr Vermögen wurde vom Deutschen Reich beschlagnahmt. Am 17. Juli 1942 wurden ihm daraufhin von der Universität Wien alle drei akademischen Grade aus rassistischen Gründen aberkannt, da er im Nationalsozialismus "als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig" galt. Er wurde in Südfrankreich verhaftet und im Lager Drancy bei Paris inhaftiert und von dort am 3. Februar 1944 mit Transport Nr. 67 in das Konzentrationslager Auschwitz [Oświęcim/Polen] deportiert und überlebte nicht. Erst 13 Jahre nach der Aberkennung und lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm posthum der Doktorgrad am 15. Mai 1955 wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für 'von Anfang an nichtig' erklärt.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Promotionsprotokoll PHIL 1913-1922 Nr. 898, IUR 1915-1919, Nr. 371, IUR/STAATSWISS. 1919-1964 Nr. 942, PHIL Rigorosenakt Nr. 4776, Rektorat GZ 118 ex 1941/42, GZ 561 ex 1944/45 ONr. 15; Deutscher Reichsanzeiger Nr. 202 vom 30. August 1941; POSCH 2009, 269, 410; SAUER/REITER-ZATLOUKAL 2010, 134f.; OLECHOWSKI/EHS/STAUDIGL-CIECHOWIC 2014, 211.


Herbert Posch

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