Kurt Anstreicher
Geb. am: |
04. April 1911 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene WissenschafterInnen |
Kurt ANSTREICHER, geb. am 4. März 1911 in Oderberg, Österr. Schlesien/Österreich-Ungarn [Bohumín, Tschechien], gest. am 23. Jänner 2002 in USA, war Hilfsarzt ohne Stipendium an der II. Med. Univ.-Klinik (Jagic), Medizinische Fakultät der Universität Wien, nachdem er am 11. Juli 1936 an der Universität Wien zum Dr. med. promoviert hatte.
Er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt, verlor noch im März 1938 seine Anstellung und musste die Universität Wien verlassen.
Kurt Anstreicher musste aus Österreich fliehen und es gelang ihm nach England zu emigrieren, wo er aber zu Beginn des Zweiten Weltkrieges als "enemy alien" ("feindlicher Ausländer") interniert wurde. Anschließend wurde er in das Internierungslager Farnham in Kanada gebracht, wo er als Lagerarzt arbeitete. Er verließ das Lager, als ihm in einem Provinzkrankenhaus in Brandon, Manitoba, eine Stabsstelle angeboten wurde.
Er absolvierte eine Psychiatrie-Ausbildung ("re-training") und lernte seine spätere Ehefrau, Dr. Agathe Beaudry (1921-2013, ebenfalls Psychiaterin) in Kanada kennen. Sie heirateten am 31. Dezember 1954 in Philadelphia und zogen nach Wilmington, Delaware (USA), nachdem ihm eine Stabsstelle im Delaware State Hospital angeboten wurde. Dort hatte er eine lange Karriere, wurde schließlich Ärztlicher Direktor des Krankenhauses und ging 1976 in Pension.
Seine Frau, Dr. Beaudry Anstreicher, hatte anfangs ebenfalls als Psychiaterin am Delaware State Hospital gearbeitet, bevor sie an die Wilmington Mental Hygiene Clinic wechselte wo sie für lange Jahre beschäftigt war und 1983 als Direktorin in Pension ging.
Kurt Anstreicher war jedoch bis 1995 in einer privaten prychiatrischen Praxis tätig. Er war Gründungsmitglied der Canadian Psychiatric Association, lebenslanges Mitglied und Fellow der American Psychiatric Association, Mitglied der Royal Society of Medicine und zahlreicher wissenschaftlicher und Berufsorganisationen, darunter der Medical and Psychiatric Societies in Delaware.
Er starb am 23. Jänner 2002, ist begraben am Saint Joseph on the Brandywine Cemetery, Greenville, New Castle County, Delaware/USA und wurde von seiner Frau, drei Söhnen (Kurt, lebt in Iowa City, IA; Chris, geb. 1957, lebt in Elkton, MD und John, geb. 1961, lebt in Wilmington, DE/USA) und sechs Enkelkindern überlebt.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED, Rektorat GZ 730 ex 193/38; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 2018, und von seinem Sohn Prof. Dr. Kurt Anstreicher, Iowa/USA 2018; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2022; www.findagrave.com.
Herbert Posch