Herbert Eisenstein (Edwards)
Geb. am: |
27. Oktober 1918 |
Fakultät: |
Juridische Fakultät |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Herbert Heinrich EISENSTEIN (später EDWARDS), geb. am 27. Oktober 1918 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Dr. Ignaz Eisenstein (Rechtsanwalt, 1882-1956) und Charlotte "Lea" Eisenstein, geb. Hübel (1892-1954), wohnte in Wien 3, Dapontegasse 1, nahm nach der Matura (1936 im Gymnasium Wien XIX) im Wintersemester 1937/38 sein Studium an der Juridischen Fakultät der Universität Wien auf und war zuletzt im Sommersemester 1938 im 2. Studiensemester inskribiert.
Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.
Herbert Eisenstein und seine gesamte Familie mussten aus Österreich flüchten, sein Vater musste aus rassistischen Gründen seine Rechtsanwaltskanzlei in Wien 1, Petersplatz 4 aufgeben (er war seit 1917 in Wien als Rechtsanwalt niedergelassen). Es gelang Herbert Eisenstein gemeinsam mit seinem älterer Bruder Ladislaus (1915-19__) am 13. August 1938 über London, England/Großbritannien mit der
SS Ormonde nach Australien zu emigrieren, wo sie am 13. September 1938 in Fremantle ankamen und sich in Melbourne niederließen, wohin auch der vorerst aus Wien zu Freunden nach Schottland in Sicherheit gebrachte jüngere Bruder Paul (1923-2004) und die Eltern aus Wien nachfolgten.
Dort anglisierten sie die Namen zu Herbert Edwards (Herbert Eisenstein), Bruder Walter Edwards (Ladislaus Eisenstein), Bruder Paul Edwards (Paul Eisenstein), Vater John Edwards (Ignatz Eisenstein) und Mutter Lotte Eisenstein (Charlotte Edwards).
Anfangs wohnte die Familie in Melbourne in 17 Elisabeth str., später in 74 Summerhill Rd., im Stadtteil Glen Iris. Nach dem Tod seiner Mutter (1954) und seines Vaters (1956) übersiedelte er nach 6 Airedale Ave., im Melbourner Stadtteil East Hawthorne, Victoria/Australien, sein älterer Bruder Walter Edwards in den Stadtteil Hawksburn.
Sein jüngerer Bruder, der spätere US-amerikanische Philosoph und Enzyklopädist Prof. Dr. Paul Edwards (1923-2004), übersiedelte nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1947 von Australien in die USA aus und lehrte in New York an der Columbia University, am "Brooklyn College" und an der New School for Social Research.
Ein Restitutions- und Entschädigungsverfahren, das Herbert Edwards 1962 in Wien einleitete für die Enteignung des Vermögens und zweier Liegenschaften der Eltern, der "arisierten" Wohnung und Rechtsanwaltskanzlei des Vaters wurde 1964 mit einer einmaligen geringfügigen Zuwendung abgegolten.
Über den weiteren Lebensweg von Herbert Edwards ist bislang nichts bekannt.
Er starb im September 1979 in Cambrian Hill, Victoria/Australien.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale IUR 1937-1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 378; SAUER/REITER-ZATLOUKAL 2010, 119; https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Edwards_(Philosoph) ; freundliche Hinweise von Renate Bräutigam, 01/2012 und Dr.in Barbara Sauer 05/2021.
Herbert Posch