Geb. am: | 14. März 1920 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Hubert CERAL, geb. am 14. März 1920 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von Major Franz Ceral (1885-1924, Militär) und Gisela Ceral, geb. Nawratil (Tabaktrafikantin). Er war Kriegswaise und lebte mit seiner Mutter bei seinem Großvater und Vormund Generalmajor Ing. Ferdinand Nawratil in Wien 3, Weißgerberlände 56/7. Hubert Ceral legte 1938 seine Reifeprüfung (Matura) am Schottengymnasium in Wien 1, Freyung 6, ab, trat dann freiwillig in den Reichsarbeitsdienst in Laa a.d. Thaya bzw. Krems, NÖ, ein (nahm im Zuge dessen am NSDAP-Reichsparteitag teil) und begann im Wintersemester 1938/39 an der Medizinischen Fakultät im 1. Studiensemester zu studieren.
Er konnte im Nationalsozialismus sein Studium aber nur „unter Vorbehalt“ fortsetzen, da er, obwohl römisch-katholisch, als "Mischling II. Grades" galt.
Als "Mischlinge" ab dem 1. Trimester 1940 ein Gesuch an das Reichserziehungsministerium Berlin um Studienzulassung stellen mussten, reichte auch Hubert Ceral am 29. März 1940 ein Ansuchen zur Fortsetzung seines Studiums ein.
Gemäß Vorschrift legte der Dekan der zuständigen Medizinischen Fakultät, Prof. Eduard Pernkopf, dem Antrag ein mit 26. April 1940 datiertes Gutachten, das "insbesondere auf den persönlichen Eindruck über die Persönlichkeit und das Aussehen des Gesuchstellers einzugehen [hatte]. Dabei ist zu erwähnen, ob und inwieweit Merkmale der jüdischen Rasse beim Gesuchsteller äußerlich erkennbar sind." [Erlass des Reicherziehungsministeriums, 5. Jänner 1940]. Er stellte fest: "Ceral ist Mischling II. Grades. Beim Sippenamt wurde ein Gesuch zur Überprüfung der Großmutter mütterlicherseits eingebracht, da die Mutter dieser Großmutter Arierin war, er wäre dann also demnach nur 1/8 Jude, Mischling 3. Grades, demnach Vollarier. Er macht einen durchaus arischen Eindruck."
Am 19. Juni 1940 informierte das Reichserziehungsministerium Berlin (WF 2541) das Rektorat, das der Antrag von Hubert Ceral wegen einer möglichen Zulassung zu den Prüfungen und Erteilung der Approbation an das dafür zuständige Reichsinnenministerium weitergeleitet wurde und Ceral wurde, wie die meisten jüdischen "Mischlinge 2. Grades", vom Reichsinnenminister "unter dem Vorbehalt zu den ärztlichen Prüfungen zugelassen, daß sie hierdurch einen Anspruch auf die Erteilung der Bestallung als Arzt nicht erwerben. Sie erhalten die Bestallung als Arzt, sofern die späteren kurz vor der Entscheidung über die Bestallung vorzunehmenden Feststellungen ergeben, daß gegen die politische und sittliche Zuverlässigkeit der Kandidaten und ihrer Familie keine Einwendungen zu erheben sind. Hiernach können sie [...], insoweit sie tatsächlich nur von einem jüdischen Großelternteil abstammen, [...] ihre medizinische Ausbildung beenden. Es wird Ihnen anheim gestellt, nach positiver Klärung Ihrer Abstammung weitere Mitteilung zu machen."
Er wurde damit vorerst zum Weiterstudium zugelassen, am Ende des 2. Trimesters 1940 erhielt er am 25. September 1940 ein Abgangszeugnis von der Universität Wien - wohin er wechselte und aus welchem Grund ist bislang nicht bekannt. Offensichtlich gelang ihm aber noch der Nachweis, dass er nach NS-Kriterien nicht mehr als "Mischling" zu gelten habe, da er – ohne den Hinweis auf einen allfälligen "Mischlings"-Status und das damit verbundene Berufsverbot – am 6. Mai 1944 in einer Einzelpromotion noch das Medizinstudium an der Universität Wien nach alter Studienordnung abschließen konnte und zum "Dr. med. univ." promoviert wurde.
Über sein weiteres Leben ist bislang wenig bekannt – möglicherweise ist er im Zweiten Weltkrieg gefallen.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1938–1940; Promotionsprotokoll MED XV (1941–1949) Nr. 845, MED GZ 1115 ex 1939/40, MED S 51.1 ONr. 18, MED S 51.2 ONr. 14, Rektorat GZ 944 ex 1939/40/41; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2025; Verstorbenensuche Friedhöfe Wien; www.genteam.at, www.ancestry.de, Lehmanns Wiener Adressanzeiger 1920–1944.
Herbert Posch