Geb. am: | 15. Jänner 1919 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Elfriede WERTHEIMER, geb. am 15. Januar 1919 in Wien (heimatberechtigt in Stockerau/Niederösterreich, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Dr. Max Wertheimer (1879-1941, Arzt) und Rosa Wertheimer, geb. Wallisch (1886-1943), wohnte 1938 in Wien 2, Obere Donaustraße 45a/II/1/20. Ihr Vater war praktischer Arzt in Stockerau, 1920-1934 auch Gemendearzt, und sie besuchte Grundschule und Gymnasium ebenfalls in Stockerau, wo die Familie lebte. Sie legte im Sommer 1936 die Reifeprüfung (Matura) in Stockerau ab, begann anschließend an der Universität Wien Medizin zu studieren und war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 4. Studiensemester inskribiert.
Sie wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen (Abgangszeugnis vom 18. Juli 1938).
Elfirede Wertheimer musste fliehen und es gelang ihr auch, ein Ausreisevisum in die USA zu erhalten. Da es aber nicht gelang, auch eine Ausreisemöglichkeit für ihre Eltern zu erlangen, emigrierte sie nicht und blieb in Österreich. Die Familie wurde in eine "Judenwohnung" nach Wien zwangsumgesiedelt und lebten u.a. in Wien 8., Pfeilgasse 8. Ihr Vater Dr. Max Wertheimer wurde am 15. Februar 1941 aus Wien ins Lager Opole, einer Kleinstadt südlich von Lublin, deportiert und dort ermordet. Elfriede und ihre Mutter Rosa Wertheimer wurden am 1. Oktober 1942 von Wien 2, Rembrandtstraße 14/14 nach Theresienstadt [Terezín/Tschechische Republik] deportiert, von dort am 23. Jänner 1943 nach Auschwitz [Oświęcim/Polen] und ebenfalls ermordet.
Nach dem Vater wurde 1970 die "Dr. Max Wertheimer Gasse" in Stockerau benannt und an Elfriede Wertheimer und ihre Eltern erinnern heute Gedenksteine vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie in der Schießstattgasse 3 in Stockerau an die Vertriebenen und Ermordeten.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1936–1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 499; DÖW 2001; www.yadvashem.org [März 2006]; INSTITUT THERESIENSTÄDTER INITIATIVE/DÖW 2005, 413; Arnberger/Kuretsidis-Haider 2011, 284; lettertothestars; Günter SELLINGER, Das schwere Los der Familie "Wertheimer", in: Unsere Stadt Stockerau, 2009 Nov, 2; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2023; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 2016 (Projekt "Ärzte und Ärztinnen in Österreich 1938-1945. Entrechtung, Vertreibung, Ermordung").
Herbert Posch