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Ernestine Anna Weinschel

Geb. am: 04. August 1908
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende
DDr. iur. et rer. pol. Ernestine Anna WEINSCHEL, geb. am 4. August 1908 in Zimnawoda, Galizien, Österreich-Ungarn [später: Zimna Woda/Polen, heute: Symna Woda Зимна Вода/Ukraine] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Elias Weinschel (Kaufmann, 1872-1942) und Hencie Weinschel (1866-1942), wohnte und arbeitete in Wien 1, Rathausstraße 8, war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 4. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Psychologie und Anthropologie. Sie war am 22. Juli 1937 vom Judentum zum Katholizismus konvertiert, wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen. Es gelang ihr im Sommersemester 1938 im Rahmen des Numerus clausus für jüdische Studierende noch zum Weiterstudium bis zum Semesterende zugelassen zu werden, muss dann aber nach wenigen Wochen die Universität Wien endgültig verlassen. DDr. Ernestine Anna Weinschel hatte vor ihrem Psychologie- und Anthropologiestudium bereits am 10. Juni 1932 ein Doktorat der Rechtswissenschaften erworben und am 9. Juli 1936 auch ein Doktorat in Staatswissenschaften (Dissertation: "Das Wesen der Diktatur", eingereicht am 13. Juli 1934, approbiert am 5. Dezember 1935, betreut von Prof. Adolf Julius Merkl und Prof. Ludwig Adamovich) und arbeitete vom Juli 1933 bis April 1937 bereits als Rechtsanwaltsanwärterin in der Kanzlei ihres Bruders. Ihr Bruder DDDr.iur. et rer.pol. et phil. Moses/Herbert Weinschel (geb. 1902), der 1925 an der Universität Wien zum Dr. iur. promoviert hatte, hatte 1933 seine Anwaltskanzlei an der gemeinsamen Wohnadresse eröffnet. Während es ihm gelang, im Mai 1940 noch über Genua in die USA zu emigrieren, schafft seine Schwester das nicht mehr. Ernestine Anna Weinschel und ihre Eltern hatten verloren ihre Wohnung und sie wohnte zuletzt in Wien 9, Porzellangasse 60/12. Von dort wurde sie am 12. Mai 1942 nach Izbica/Polen deportiert und ermordet. Wenige Monate später wurden auch ihre Eltern Elias und Hencie Weinschel, die zuletzt im Jüdischen Altersheim in Wien 9., Seegasse 9 lebten, am 27. August 1942 von dort nach Theresienstadt deportiert und am 29. September 1942 von dort in das Vernichtungslager Treblika überstellt und ermordet.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937-1938; Promotionsprotokoll IUR 1924-1939 Nr. 2365, Promotionsprotokoll Staatswissenschaften 1919-1964 Nr. 920; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 497; SAUER/REITER-ZATLOUKAL 2010, 358; OLECHOWSKI/EHS/STAUDIGL-CIECHOWIC 2014, 198, 213f.; DÖW-Opferdatenbank; Yad Vashem | Shoah Victims' Names; freundlicher Hinweis Dr.in Barbara Sauer, Wien 04/2021.


Herbert Posch


Nationale von Ernestine Anna Weinschel, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Ernestine Anna Weinschel, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Ernestine Anna Weinschel, Wintersemester 1937/38 (2. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Ernestine Anna Weinschel, Wintersemester 1937/38 (2. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Ernestine Anna Weinschel, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Ernestine Anna Weinschel, Sommersemester 1938 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Ernestine Anna Weinschel, Sommersemester 1938 (2. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Ernestine Anna Weinschel, Sommersemester 1938 (2. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Auszug aus der Transportliste Wien-Izbica vom 12. Mai 1942, Nr. 468: Ernestine Anna Weinschel, © DÖW
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