Alfred Weihs
Geb. am: |
08. Oktober 1920 |
Fakultät: |
Philosophische Fakultät |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Alfred (Josef) WEIHS, geb. am 8. Oktober 1920 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Josef Weihs (Hauptmann a. D.) und dessen Ehefrau Rosa Weihs (geb. Wolf), wohnte in Klosterneuburg, Friedhofgasse 7, und besuchte von 1930 bis 1938 das Staatsgymnasium Klosterneuburg (Form A). Nach der Reifeprüfung im Mai 1938 inskribierte er im Wintersemester 1938/39 an der Philosophischen Fakultät im 1. Studiensemester und belegte Vorlesungen in Anglistik und Romanistik. Er galt als 'Mischling 1. Grades' und konnte sein Studium - bei jederzeitigem Widerruf - vorläufig fortsetzen. Er wurde zunächst, obwohl kriegstauglich, für das Studium zurückgestellt und war zuletzt im 1. Trimester 1940 an der Philosophischen Fakultät im 4. Studiensemester inskribiert.
Als "Mischlinge" ab 1940 ein Gesuch an das Reichserziehungsministerium Berlin um Studienzulassung stellen mussten, reichte auch Alfred Weihs ein Ansuchen zur Fortsetzung ein, doch am 28. Mai 1940, sowie erneut am 14. September 1940 lehnte das Reichserziehungsministerium eine weitere Zulassung zum Studium ab.
Er überlebte den Zweiten Weltkrieg in Wien. Der Bruder seiner Mutter, Rechtsanwalt Arthur Wolf (geb. am 16. November 1894 in Wien, gest. 1969), der sein juristisches Doktorat 1920 an der Universität Wien erworben hatte, konnte 1939 in die USA emigrieren.
Nach Kriegsende arbeitete Alfred Weihs zunächst von Juni 1945 bis Mai 1946 als Sekretär der Stadtverwaltung Klosterneuburg, anschließend als Sprecher, Kommentator und Regisseur der RAVAG, bis er 1952 stellvertretender Leiter des Auslandsdienstes wurde. Später übernahm er hier die Position des stellvertretenden Leiters des Kurzwellendienstes und des Internationalen Programmaustausches beim Österreichischen Rundfunk.
Er heiratete Margarethe, geb. Springer (geb. 1931 in Wien) und am 24. November 1953 wurde ihre Tochter Elisabeth geboren. Die Familie wohnte bis 1956 in Wien 6, Grabnergasse 1-5/7/15 und anschließend in Wien 8, Josefsgasse 10/1/1/5.
Daneben inskribierte Fred Weihs 1947/48 und 1951/52 erneut an der Philosophischen Fakultät Universität Wien und nahm sein über zehn Jahre zuvor abgebrochenes Studium der Romanistik und Anglistik wieder auf. Im Zuge der Wiedergutmachung für politisch Geschädigte wurden ihm zwei Semester erlassen, sodass er nach sechs absolvierten Semestern seine Dissertation 'Das unanimistische Bewußtsein bei Jules Romains' (Referenten: Prof. Dr. Hofer, Prof. Dr. Josef Brüch) einreichen konnte, die am 21. Mai 1957 approbiert wurde. Weihs bestand das zweistündige Rigorosum am 14. Juni 1958, das einstündige Rigorosum am 2. Juli 1958 und promovierte am 11. Juli 1958 an der Universität Wien zum 'Dr.phil.'.
Die Ehe von Alfred Weihs und Margarete geb. Springer wurde 1958 geschieden, Tochter Elisabeth lebte ab 1959 beim Vater in Wien 17, Andergasse 58. 1960 heiratete Weihs seine zweite Frau Gertrud (geb. am 31. Juli 1933 in Ebensee).
Aufgrund interner Auseinandersetzungen verließ Alfred Weihs schließlich den Rundfunk und betätigte sich kurzzeitig als Tankstellenpächter, bevor er in der Flugbranche zu arbeiten begann – zunächst bei der Air India, die sich kurz zuvor in Wien 1, Opernring niedergelassen hatte, dann einige Jahre später bei der Austrian Airlines, wo er zum Außenstellenleiter aufstieg.
Einige Jahre später kam er durch den Generaldirektor der Donau-Dampfschiffahrt-Gesellschaft mbH (DDSG), Dipl.Vw..Othmar Luczensky, mit dem er befreundet war, in die DDSG, um die kürzlich eingegliederte Spedition SACKEN zu leiten. Nachdem die Spedition 1978 wieder abgestoßen wurde, trat Alfred Weihs als Mitglied des Direktoriums der DDSG die vorzeitige Pension an.
Auch in der Pension war er weiterhin beruflich aktiv: Er kaufte in Klosterneuburg ein Schallplattengeschäft, das er noch 10 Jahre führte, und hielt Seminare für Sprechtechnik für den ORF und diverse Verwaltungsakademien.
"Seine große Liebe in der Pension galt aber dem Amateurfunk. Mit 66 Jahren machte er die Funkerprüfung, baute ein neues, kleineres Haus , dafür aber mit riesiger Antenne und widmete viele Stunden dem Funken, wobei er des Öfteren World Contests gewann. (Dabei ging es darum, möglichst viele Stationen weltweit innerhalb einer bestimmten Zeit anzufunken oder 'hereinzubekommen'.) Zeitgeschichte war immer sein großes Interesse und wurde fast zum 'Studium', viele Daten, Fakten und Namen konnte man jederzeit bei ihm abrufen." (Auskunft seiner Tochter Dipl.Päd. Elisabeth Pfleger, Wien, 2014)
Alfred Weihs verstarb 2006.
Lit.: freundlicher Hinweis seiner Tochter Dipl.Päd. Elisabeth Pfleger, Wien, 2014; Archiv der Universität Wien/Philosophische Fakultät: Nationale 1938-1940/1947-1952, Rigorosenprotokoll Ph 59.60, Nr. 19672, Rigorosenakt PH RA Nr. 19672; Meldearchiv/Wiener Stadt- und Landesarchiv, 1. September 2014; Kürschners Biographisches Theater-Handbuch, 1956; Barbara SAUER u. Ilse REITER-ZATLOUKAL, Advokaten 1938. Das Schicksal der in den Jahren 1938 bis 1945 verfolgten österreichischen Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, Wien 2010, S. 368 [Dr. Arthur Wolf]; KNIEFACZ/POSCH 2016.
Katharina Kniefacz