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Karl Heinrich Steinitz

Geb. am: 13. März 1916
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende
Karl Heinrich STEINITZ, geb. am 13. März 1916 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Dr. jur. Heinrich Steinitz (Rechtsanwalt, 1879-1942), wohnte in Wien 13, St. Veitgasse 7, war im Wintersemester 1937/38 von der Philosophischen Fakultät an die Medizinische gewechselt und war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 2. Studiensemester inskribiert (Sommersemester 1938 wurde ihm am 13. Februar 1939 als gültig angerechnet, Abgangszeugnis vom 13. Februar 1939). Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen (und politischen) Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen. Karl Heinrich Steinitz konnte kurz nach dem "Anschluss" (19. März 1938) legal in die Schweiz flüchten, wo er sein begonnenes Medizinstudium trotz einiger Schwierigkeiten wieder aufnehmen und beenden konnte.
"Wir waren von frühester Jugend an politisch aktiv und während der Zeit des Austrofaschismus der Polizei bestens bekannt. So haben wir uns eigentlich immer mehr als politische, als rassische Emigranten gefühlt, wenn es uns natürlich bewusst war, dass wir doppelt gefährdet waren und unsere 'arischen' Freunde zum Großteil doch in Wien weiterleben und z.T. sogar weiter studieren konnten."
Seine Großmutter, Hermine Steinitz, wurde in der NS-Zeit aus Wien deportiert und ermordet. Seine Mutter, Meta Steinitz, geb. Wurmfeld (1890-1974), konnte 1939 noch rechtzeitig vor Kriegsausbruch in die Schweiz flüchten, kehrte nach Kriegsende wieder nach Wien zurück und arbeitete als städtische Bibliothekarin.
"Trotz jüdischer Abstammung waren wir nicht jüdischer Konfession. Mein Vater war ein überzeugter Assimilant, der deutschen Kultur und Literatur sehr verbunden. Er war eigentlich erst seit Kriegende 1918 politisch sehr aktiv und vor allem seit Februar 1934 sehr exponiert, u.a. als Verteidiger in den darauffolgenden Schutzbund-Prozessen und später im großen Sozialistenprozess."
Sein Vater, der Rechtsanwalt Dr. jur. Heinrich Steinitz (1879-1942), hatte in Wien 13., Nisselgasse 2, gemeinsam mit Dr. Friedrich Stern seine Kanzlei. Als Sozialdemokrat verteidigte er im Austrofaschismus besonders nach dem Bürgerkrieg im Februar 1934 andere verfolgte Sozialdemokraten in den zahlreichen Prozessen. Nach dem "Anschluss" wurde er bereits am 14. März 1938 von den Nationalsozialisten verhaftet und kurz darauf in die Konzentrationslager Dachau, später Buchenwald deportiert und schließlich Ende 1942 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Karl Heinrich Steinitz' ältere Schwester, Dr. jur. Elisabeth Steinitz (1911-1991), emigrierte zunächst in die Tschechoslowakei, dann per Flugzeug nach Frankreich, wurde aber später verhaftet und in ein Deportationslager gebracht. Dank eines falschen Passes wurde sie wieder freigelassen und ist schließlich mit ihrem Freund über die Alpen in die Schweiz geflüchtet. Nach Kriegsende ging sie zurück nach Frankreich und arbeitete dort im österreichischen Konsulat in Paris und kehrte erst nach der Pensionierung nach Österreich zurück. Dr. Karl Heinrich Steinitz blieb auch nach Kriegsende in der Schweiz, erhielt 1955 die eidgenössische Staatsbürgerschaft und arbeitete ab 1965 als Arzt, ab 1967 als Chefarzt von zwei Kliniken in Leysin (Waadtland) und ging 1983 in Pension. Er starb 2003 in der Schweiz.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937-1938; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 09/2020; Christina PAL, Heinrich Steinitz - Anwalt und Poet. Eine Biographie, Wien 2006; SAUER/REITER-ZATLOUKAL 2010www.hietzing.at; Brief an Christina Pal 2002, S. 1, S. 2, S. 3, S. 4.


Herbert Posch


Karl Heinrich Steinitz, Nationale Medizinische Fakultät, Wintersemester 1937/38, 1. Formular, Vorderseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Heinrich Steinitz, Nationale Medizinische Fakultät, Wintersemester 1937/38, 1. Formular, Rückseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Heinrich Steinitz, Nationale Medizinische Fakultät, Wintersemester 1937/38, 2. Formular, Vorderseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Heinrich Steinitz, Nationale Medizinische Fakultät, Wintersemester 1937/38, 2. Formular, Rückseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Heinrich Steinitz, Nationale Medizinische Fakultät, Sommersemester 1938, 1. Formular, Vorderseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Heinrich Steinitz, Nationale Medizinische Fakultät, Sommersemester 1938, 1. Formular, Rückseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Heinrich Steinitz, Nationale Medizinische Fakultät, Sommersemester 1938, 2. Formular, Vorderseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Heinrich Steinitz, Nationale Medizinische Fakultät, Sommersemester 1938, 2. Formular, Rückseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien
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