Geb. am: | 28. November 1919 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Karl STEIN (später: Charles Robert STEIN), geb. am 28. November 1919 in Wien (heimatberechtigt in Davideni/Rumänien [Davydivka, Ukraine], Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von Itzig Eirig/Eugen Stein (1882-1942, Buchdruckereibesitzer) und Cäcilia Stein (geb. Gottesmann, 1892-1942), wohnte in Wien 5, Margaretenstraße 76/6. Nach der Matura am Realgymnasium in Wien 3, Kundtmanngasse 22 1937 begann er an der universität Wien Medizin zu studieren. Er war im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 1. (und zugleich letzten) Studiensemester inskribiert (Wintersemester 1937/38 wurde ihm am 12. Februar 1938 als gültig angerechnet).
Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.
Karl Stein musste aus Österreich fliehen und es gelang ihm mit Hilfe der jüdischen Hilfsorganisation ESRA am 12. August 1938 vorerst nach Luxemburg zu entkommen. Nachdem ihm entfernte Verwandten in den USA ein Affidavit of Support geschickt hatten, versuchte er im nächstgelegenen amerikanischen Konsulat in Antwerpen/Belgien, sein Visum zu erhalte, was aber aufgrund zurückhaltender amerikanischer Einreisepolitik erst am 23. Oktober 1939 gelang. Er kam am 22. Dezember 1939 mit der SS Veendam von Rotterdam kommend in New York an. Seine erste Anlaufadresse war sein Cousin Dr. Henry Schulmann, der in Bronx, NYC, NY, lebte und er arbeitete vorerst in der Versandabteilung eines Textilunternehmens und als Kellner in einem jüdischen Sommerlager.
Seinen Eltern gelang die Flucht nicht mehr rechtzeitig und sie wurden 1941 in das Ghetto von Lodz deportiert und am 28. Februar 1942 in Chelmno ermordet.
Am 7. Oktober 1941 wurde Charles Stein in die U.S.-Army eingezogen, und 1943 zum militärischen Nachrichtendienst versetzt. Er diente im Zweiten Weltkrieg in Europa - er war einer der "Ritchie boys", jener Soldaten, die im geheimen Camp Ritchie auf den D-Day vorbereitete wurden um aufgrund ihrer Sprach und Kulturkenntnisse an der Befreiung Eurpops vom Nationalsozialismus spezeill ausgebildet wurden und bei der Landung in der Normandie beteiligt war.und später im Koreakrieg. Er wurde am 12. August 1942 U.S.-Staatsbürger (in Columbia Richland Co./SC), war verheiratet mit Barbara Jean Kinne (1930-2003) und die beiden hatten drei Söhne: Jeffrey E. (Michelle), James M. (Karen) and David R.(Loren) Stein.
Charles Stein arbeitete später als Intelligence Analyst im US-Verteidigungsministerium und wechselte 1966 in den Auswärtigen Dienst des US-Außenministeriums, wo er bis zu seiner Pensionierung im Dezember 1978 tätig war.
Charles Robert Stein starb am 28. August 2020 in Springfield, Fairfax, Virginia und ist am King David Memorial Garden in Idylwood, Fairfax County, Virginia/USA beigesetzt.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1937-1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 482; USC Shoah Foundation Institute for Visual History and Education, University of Southern California, Interview 26480; Austrian Heritage Collection am Leo Baeck Institute New York.
Herbert Posch