Gideon Hans Stein (später Stewart)
Geb. am: |
17. Mai 1918 |
Fakultät: |
Philosophische Fakultät |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Gideon Hans STEIN (John G. STEWART), geb. am 17. Mai 1918 in Wien/Österreich-Ungarn (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von Prof. Dr. Wilhelm Stein (1916–1938 Lehrer an der
Bundesrealschule XIX (Wien 19., Krottenbachstraße 11–13) und Margarethe Stein, geb. Pick (1884–1967, und wohnte in Wien 19., Hardtgasse 6/II. Er hatte 1936 am
Bundesgymnasium XIX (Wien 19., Gymnasiumstraße 83) die Reifeprüfung (Matura) bestanden und begann im Wintersemester 1936/37 an der
Universität Wien zu studieren und war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 4. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Alter Geschichte und Klassischer Philologie. Über seine Studienzeit erzählte er 2002 in einem Brief an den Autor: "Ich kann mich nur wenig an die Universitätszeit erinnern, besuchte die Vorlesungen, aber war an nichts beteiligt und versuchte die antisemitischen Bemerkungen der Studenten zu ignorieren. An Versammlungen nahm ich nicht teil, wich jeder Störung aus, kam und ging schnell weg".
Er wurde im Nationalsozialismus aus "rassischen" Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen (Abgangszeugnis vom 5. Juli 1938). Er wurde in der "Reichspogromnacht" im November 1938 verhaftet, kam aber wieder frei und konnte im April 1939 in die USA emigrieren, seine Eltern kamen im Herbst nach.
Durch das
Institute for International Education, bekam er ein Stipendium am
College [University] of the Pacific, Stockton, CA wo er in nur zwei Jahren 1941 den B. A. in Fremdsprachen erwarb (die Wiener Semester wurden ihm angerechnet). Von Oktober 1941 bis Oktober 1945 war er vier Jahre in der
U. S. Army, Infanterie und Dolmetscher (Staff Sergeant in the Military Intelligence), dann M. A. an der
Columbia University in New York City, NY. Er unterrichte dann ein paar Jahre an einer Privatschule, und heiratete 1948 in Red Bank, NJ, in erster Ehe die Amerikanerin Myrtle Frances Jenkins (1922–2014, Scheidung 1977). Später übersiedelte er nach Virginia und unterrichtete von 1951 bis 1957 an der
Harrisonburg High School, und von 1957 bis zur Pensionierung 1984 als Associate Professor am
Department of Foreign Languages and Literatures am
Madison College der
James Madison University in Harrisonburg, VA wo er Latein, Deutsch, Französisch unterrichtete. Im September 1977 heiratete er in Harrisonburg, VA, in zweiter Ehe Nancy Branner, gesch. Driver (1933–?).
Nach der Pensionierung lehrte und forschte er noch am
Department of Sociology American Folk Culture und veröffentlichte u. a. mit Elmer E. Smith und R. Ellsworth Kyger das Buch "The Pennsylvania Germans of the Shenandoah Valley".
Er war Präsident des Virginia Chapter der
American Association, Teachers of German und eines der Gründungsmitglieder und Präsident der
Shenandoah Valley Folklore Society und honorary life member der
Virginia Folklore Society. Er war Board member der
Congregation of Temple Beth El in Harrisonburg, des
Harrisonburg Rotary Club, der
Harrisonburg Elks Lodge, und der
Broadway Village Library.
Er wurde mit der
American Medal from the Daughters of the American Revolution ausgezeichnet.
John G. Stewart, geb. Hans Stein, starb am 27. Oktober 2010 in Harrisonburg, VA/USA, und ist am Beth El Cemetery beigesetzt.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1936-1938; Archiv Forum Zeitgeschichte der Universität Wien/Brief von John G. Stewart vom 17. September 2002 an Herbert Posch; AHC|Austrian Heritage Collection am LBI NY|Leo Baeck Institute New York AR 10885 und ME 1085; John G. STEWART, Vienna Childhood Memories, November 1998 (ungedrucktes Manuskript, Institut für Geschichte der Juden in Österreich, St. Pölten); POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2009, 481, 484; Daily News Record, Harrisonburg VA, vom 30. August 2010; www.ancestry.de.
Herbert Posch