Hans Seifert
Geb. am: |
15. Mai 1918 |
Fakultät: |
Philosophische Fakultät |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Hans SEIFERT, geb. am 15. Mai 1918 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), war der Sohn von Walther Seifert (Major a.D.) und dessen Ehefrau Anna geb. Thorsch, wohnte in Wien 3, Weyrgasse 5.
Nach der Reifeprüfung am 5. Juni 1936 begann er im Wintersemester 1936/37 ein Studium der Chemie an der Universität Wien.
Da seine Mutter nach NS-Rassegesetzen als „Jüdin“ kategorisiert wurde, galt Hans Seifert im Nationalsozialismus als 'Mischling 1. Grades' und konnte sein Studium auch nach dem "Anschluss" - bei jederzeitigem Widerruf - vorläufig fortsetzen. Er war im Wintersemester 1938/39 an der Philosophischen Fakultät im 5. Studiensemester inskribiert und studierte noch weitere drei Semester ohne Unterbrechung weiter, bis er am 1. März 1940 zum Wehrdienst einberufen wurde.
Als „Mischlinge“ ab dem 1. Trimester 1940 ein Gesuch an das Reichserziehungsministerium Berlin um Studienzulassung stellen mussten, reichte auch Hans Seifert am 18. September 1940 ein Ansuchen zur Fortsetzung seines Studiums ein. Aufgrund seiner fortgeschrittenen Studien plante Seifert nun mit seiner Diplomarbeit im Fach Chemie zu beginnen und sein Studium abzuschließen, um in der Industrie als Chemiker arbeiten zu können. Der Vorstand des I. Chemischen Laboratoriums der Universität Wien, Prof. Ludwig Ebert, befürwortete als zuständiger Professor den Antrag und beschrieb Seifert als „
ernsten und eifrigen Studenten“ mit guten Kenntnissen. Gemäß Vorschrift legte der Dekan der zuständigen Philosophischen Fakultät, Viktor Christian, dem Antrag ein mit 20. September 1940 datiertes Gutachten, das „
insbesondere auf den persönlichen Eindruck über die Persönlichkeit und das Aussehen des Gesuchstellers einzugehen [hatte]. Dabei ist zu erwähnen, ob und inwieweit Merkmale der jüdischen Rasse beim Gesuchsteller äußerlich erkennbar sind.“ [Erlass des Reicherziehungsministeriums, 5. Jänner 1940]. Er stellte neben einem persönlich guten Eindruck fest: „
Jüdische Merkmale treten nicht in Erscheinung."
Das Reichserziehungsministerium entschied jedoch am 29. September 1941, Seifert den Abschluss seines Studiums nicht zu genehmigen.
Hans Seifert konnte sein Chemiestudium erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs abschließen und promovierte am 20. Dezember 1946 zum Dr.phil. (Dissertation: „Über die Mischbarkeit von Kohlenwasserstoffen mit polaren Lösungsmitteln“).
Dr. Hans-Leonhard Seifert starb am 22. Juni 2003 im Alter von 85 Jahren in Wien und wurde am Friedhof Gersthof (Gruppe 2, Reihe 3, Nummer 70) bestattet.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Philosophische Fakultät: Nationale Wintersemester 1937/38 bis Wintersemester 1938/39 u.a., Promotionsprotokoll VII Nr. 652; Friedhöfe Wien/Verstorbenensuche; KNIEFACZ/POSCH 2016.
Katharina Kniefacz