Hans (John) Schwarz
Geb. am: |
24. Mai 1914 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Hans SCHWARZ, geb. am 24. Mai 1914 in Mödling/Niederösterreich (heimatberechtigt in Graz/Steiermark, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Dr. Julius Schwarz (Arzt) und dessen Frau Anna (geb. Fischer), wohnte in Mödling, Hauptstraße 48. Nach der Reifeprüfung am Bundesrealgymnasium in Mödling begann er im Wintersemester 1933/34 ein Studium der Medizin an der Universität Wien. Während seines Studiums lernte er seine spätere Frau
Gerta Weiss kennen. Nach dem Tod seines Vaters zog die Familie im September 1936 um nach Wien 9, Pramergasse 31/4. Schwarz war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien im 10. und letzten Studiensemester inskribiert (Abgangszeugnis vom 12. Juli 1938).
Seine jüngere Schwester
Helene Schwarz, die an der Philosophischen Fakultät studierte, wurde ebenfalls von der Universität Wien vertrieben.
Vor dem Novemberpogrom, konnte Hans Schwarz gemeinsam mit Gerta Weiss mit dem Zug nach Basel/Schweiz flüchten, wo sie am 4. November 1938 heirateten und an der Universität Basel ihre Studien abschließen konnten.
Kurze Zeit später emigrierten sie 1939 gemeinsam in die USA. Nach ihrer Ankunft wurden sie für zwei Wochen in ein Arbeitslager in Randolph, New Jersey gebracht. Kurz nach ihrer Entlassung aus dem Lager zogen sie nach Jersey City, später nach Hoboken, wo John Schwarz sein medizinisches Praktikum (internship) am St.Mary Hospital in der Willow Avenue in Hoboken, New Jersey (heute: Hoboken University Medical Center) absolvierte. Gerta Schwarz konnte zunächst keine Anstellung als Medizinerin finden und arbeitete als Reinigungskraft und Köchin, um zum Lebensunterhalt beizutragen. 1940 fand sie ebenfalls einen Praktikumsplatz an demselben Krankenhaus.1944 erhielten beide die amerikanische Staatsbürgerschaft ("naturalized") und Hans Schwarz änderte seinen Vornamen in "John"
Das Paar bekam drei Kinder. Nach 12 Jahren kehrte Gerta Schwarz in ihren Beruf als Medizinerin zurück und absolvierte ihre Facharztausbildung (residency) in Neurologie am Veteranenspital, bestand die State Medical Exams und begann eine weitere Facharztausbildung für Psychiatrie am Bellevue Hospital in New York City. Sie arbeitete als Ärztin bis Ende der 1980er Jahre.
John Schwarz blieb bis zum Ende seiner erfolgreichen Karriere am St. Mary Hospital in New Jersey, wurde Leiter der Chirurgie und später Präsident des Krankenhauses. Er galt als ein Pionier in der postoperativen Behandlung von Patienten, denen Tumore entfernt wurden, und spezialisierte sich in den 1950-er und 1960er Jahren auf Krebsbehandlungen mittels Chemotherapie. Finanziell bedürftigen Patienten half er, indem er ihnen Impfungen und Medikamente um nur 1 Dollar verabreichte. Nach einem Herzinfarkt wurde er 1984 nach 45 Jahren als Mediziner pensioniert. Später führte er einige Auftragsarbeiten für Life Extension aus, in denen er körperliche Leistungstests an Führungskräften durchführte.
Gerta Schwarz starb am 19. November 1990 in New Jersey, im Alter von 76 Jahren, John Schwarz am 30. Oktober 2008 im Alter von 94 Jahren.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale MED 1933-1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 473; Wiener Stadt- und Landesarchiv, Historische Meldeunterlagen, Auskunft 2014; Jessica ROSERO, World-class humanitarian Town mourns loss of beloved Dr. Schwarz (Nachruf), in: Hudson Reporter 2008; freundlicher Hinweis seiner Tochter Jeanette Schwarz Young, 2014 u. 2015.
Katharina Kniefacz