Gerta Weiss (Schwarz)
Geb. am: |
12. Juni 1914 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Gerta WEISS (verh. SCHWARZ), geb. am 12. Juni 1914 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Rudolf Weiss (Drucker im Eisenbahnministerium, später ÖBB Beamter i. R., geb. am 1. Oktober 1882 in Wien) und dessen Ehefrau Jeanette, geb. Schneider (geb. 12. April 1888), wuchs gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Karl (geb. 1917) in Wien 2, Leopoldsgasse 39/2/8 auf.
Nach der Reifeprüfung am Realgymnasium in Wien 20 zog sie im Juli 1933 in ihre eigene Wohnung in demselben Wohnhaus in Wien 2, Leopoldsgasse 39/3/8 und begann im Wintersemester 1933/34 ein Studium der Medizin an der Universität Wien. Während ihres Studiums lernte sie ihren späteren Ehemann
Hans Schwarz kennen. Weiss war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien im 10. Studiensemester inskribiert (Abgangszeugnis vom 3. Mai 1938).
Nach dem "Anschluss" 1938 meldete sich Gerta Weiss am 10. Mai 1938 von ihrer Wohnung ab – ihr weiterer Aufenthaltsort war dem Wiener Melderegister "unbekannt". Vor dem Novemberpogrom konnte sie gemeinsam mit Hans Schwarz mit dem Zug nach Basel/Schweiz flüchten, wo sie am 4. November 1938 heirateten und an der Universität Basel ihre Studien abschließen konnten. Später emigrierten sie gemeinsam in die USA.
Ihre Eltern übersiedelten Ende 1938 nach Wien 2, Schiffamtsgasse 20/3/17, und wurden am 26. Jänner 1942 nach Riga deportiert.
Kurze Zeit später emigrierten Gerta und Hans Schwarz 1939 gemeinsam in die USA. Nach ihrer Ankunft wurden sie für zwei Wochen in ein Arbeitslager in Randolph, New Jersey gebracht. Kurz nach ihrer Entlassung aus dem Lager zogen sie nach Jersey City, später nach Hoboken, wo Hans Schwarz sein medizinisches Praktikum (internship) am St. Mary Hospital in der Willow Avenue in Hoboken, New Jersey (heute: Hoboken University Medical Center) absolvierte. Gerta Schwarz konnte zunächst keine Anstellung als Medizinerin finden und arbeitete als Reinigungskraft und Köchin, um zum Lebensunterhalt beizutragen. 1940 fand sie ebenfalls einen Praktikumsplatz an demselben Krankenhaus. 1944 erhielten beide die amerikanische Staatsbürgerschaft ("naturalized") und ihr Mann änderte seinen Vornamen von "Hans" in "John".
Das Paar bekam drei Kinder. Nach 12 Jahren kehrte Gerta Schwarz in ihren Beruf als Medizinerin zurück und absolvierte ihre Facharztausbildung (residency) in Neurologie am Veteranenspital, bestand die State Medical Exams und begann eine weitere Facharztausbildung für Psychiatrie am Bellevue Hospital in New York City. Sie arbeitete als Ärztin bis Ende der 1980er Jahre.
John Schwarz blieb bis zum Ende seiner erfolgreichen Karriere am St. Mary Hospital in New Jersey, wurde Leiter der Chirurgie und später Präsident des Krankenhauses. Nach einem Herzinfarkt wurde er 1984 nach 45 Jahren als Mediziner pensioniert.
Gerta Schwarz starb am 19. November 1990 in New Jersey, im Alter von 76 Jahren, John Schwarz am 30. Oktober 2008 im Alter von 94 Jahren.
Lit.: freundlicher Hinweis ihrer Tochter Jeanette Schwarz Young, 2014 u. 2015; Archiv der Universität Wien, Medizinische Fakultät: Nationale 1933-1938; Wiener Stadt- und Landesarchiv, Historische Meldeunterlagen, Auskunft 2014; creastleaf.com; Jessica ROSERO, World-class humanitarian Town mourns loss of beloved Dr. Schwarz (Nachruf John Schwarz), in: Hudson Reporter 2008.
Katharina Kniefacz