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Philipp Rieger

Geb. am: 03. Jänner 1916
Fakultät: Juridische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende
Philipp RIEGER, geb. am 3. Januar 1916 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich) als Sohn von Jakob Rieger (Ingenieur), wohnte in Wien 5, Embelgasse 41. Er hatte am 22. Juni 1934 am BRG Wien 14 die Matura bestanden und begann im Wintersemester 1934/35 ein Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Juridischen Fakultät der Universität Wien. Am 3. Oktober 1936 hatte er erfolgreich die Rechtshistorische Staatsprüfung abgelegt und war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Juridischen Fakultät im 7. Studiensemester inskribiert. Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen und politischen Gründen (er war Aktivist der ab 1934 illegalen sozialistischen Studentenbewegung) gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen. Er musste aus Wien flüchten, wurde aber umgehend verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau deportiert und erst im Frühjahr 1939 unter der Auflage der sofortigen Ausreise freigelassen. Es gelang ihm 1939 nach Großbritannien zu emigrieren und als Landarbeiter seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Doch wurde er nach Kriegsausbruch 1940 als "enemy alien" in ein Internierungslager nach Kanada gebracht und erst 1942 wieder entlassen. Er kehrt nach seiner Freilassung wieder nach England zurück, arbeitete als Metallarbeiter und konnte daneben ab Herbst 1943 an der University of London nochmals Wirtschaftswissenschaften studieren und er graduierte am 8. August 1947 zum "B.Sc." (economics), second Class honours. Im Herbst 1947 gelang es ihm als Abend-"Research student" in das Postgraduate Programm der renommierten London School of Economics aufgenommen zu werden und legte seinen Schwerpunkt auf volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (Betreuer: Prof. R. C. Tress) und arbeitete als Angestellter in einem österreichischen Reisebüro in England und zuletzt als "Education Officer" im Amt der High Commission for Pakistan (1951-1957). Er folgte 1957 dem Ruf des ebenfalls aus der erzwungenen Emigration zurückgekehrten Eduard März und kehrte mit seiner Familie nach Wien zurück, um an der Wiener Arbeiterkammer in der wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung zu arbeiten. Er reichte 1960 ohne weitere Inskription an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien seine Dissertation ein ("Änderungen in den Lebensverhältnissen und den Verbrauchsgewohnheiten von Wiener Arbeitnehmerhaushalten 1952/1957", Gutachter: August Maria Knoll und Alexander Mahr). Er konnte 1960 schließlich doch noch an der Universität Wien zum "Dr. rer.pol." promovieren. Er war verheiratet mit Margarethe (geb. Rieger, 1917-2016). Er war dann ab 1963 erster Geschäftsführer im neu geschaffenen Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen der Paritätischen Kommission und 1965 Mitglied des Direktoriums der Österreichischen Nationalbank, dem er bis zu seiner Pensionierung 1982 angehörte. Danach war er als Konsulent der Creditanstalt-Bankverein sowie im Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) tätig. Der Nationalökonom und Publizist Dr. Philipp Rieger starb am 20. September 2007 in Wien und ist am Neustifter Friedhof in Wien bestattet.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale IUR 1934-1938, Rigorosenakt J RA W 414; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 457; BRANDSTETTER 2007, 141; RÖDER 1980, 602; Nachruf in: Wirtschaft und Gesellschaft 3–4/2007, 632; Wikipedia.


Herbert Posch


Nationale von Philipp Rieger, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Philipp Rieger, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien
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