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Karl Portele

Geb. am: 13. Jänner 1912
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende

Karl von PORTELE, geb. am 13. Januar 1912 in Wien, Österreich-Ungarn [Österreich] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von k.k. Hofrat Karl von Portele (1856-1922, Önologe und Weinbaureferent im Ackerbauministerium), war in seiner Jugend Ringer und Reporter und studierte ab Sommersemester 1932 an der Universität Wien Medizin - im Sommersemester 1938 war er an der Medizinischen Fakultät im 8. Studiensemester inskribiert.

Er wurde im Nationalsozialismus aus politischen Gründen verhaftet und war gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.

Er war 1937 der katholischen Studentenverbindung K.H.V. Welfia Klosterneuburg im Österreichischen Cartellverband (ÖCV) beigetreten und gehörte als Legitimist nach dem "Anschluss" Österreichs der monarchistischen Widerstandsgruppe um Wilhelm von Hebra (1884-1944) an, der auch die Kleriker Peter August Blandenier (1905-1941), Pater Beda Land und Pater Franz Hierzer (1897-1945) sowie der Theologie-Student Josef Pinzenöhler (1909-1991) angehörten. Gemeinsam plante man am Wiener Minoriten-Konvent an der Alser Straße Flugblatt-Aktionen. In einem von Hebra im November 1938 verfassten und mit "Östfrei" (Österreich frei) unterzeichneten Flugblattentwurf hieß es:

"Österreich ist nicht ein Teil des Deutschen Reichs, sondern ein durch Lüge und Gewalt erobertes, durch Tyrannei festgehaltenes, jedes Rechts beraubtes, gequältes und gepeinigtes Land. Wir Österreicher sind durch Geschichte und Kultur, in Geist und Gesinnung, in Charakter und Lebensform von den anderen Deutschen unterschieden, den Preußen gegensätzlich. Wir sind eine eigene Nation: die österreichische Nation."

Die Widerstandsgruppe wurde von einem eingeschleusten Polizeispitzel, Franz Paiha, an die Gestapo verraten. Ende März 1939 wurden rund 20 Mitglieder der Widerstandsgruppe verhaftete u.a. von Hebra und Blandenier. Karl Portele wurde bald darauf am 18. April 1939 festgenommen und im Polizeigefangenenhaus Wien und dann im Untersuchungsgefängnis beim Landgericht Wien eingesperrt. Die Anklageschrift vor dem Volksgerichtshof lautete auf "staatsfeindliche Tätigkeit" und er wurde zum Tode verurteilt. Die verhängte Todesstrafe wurde mehrmals aufgeschoben, meist unter dem Vorwand einer in Haft zugezogenen Tuberkulose. In der Gestapohaft in Regensburg wurde er Mitglied des (legitimistischen) Corps der Ottonen. Nach der Entlassung aus der Untersuchungshaft am 1. April 1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen, aber nach drei Wochen wegen Tuberkulose wieder entlassen. und war von September 1943 bis April 1944 in der Lungenheilanstalt Grimmenstein. In dieser Zeit erfolgte sein Gerichtsverfahren und er wurde am 15. März 1944 vom Volksgerichtshof Berlin zu drei Jahren Zuchthaus, Verlust der Ehrenrechte, Wehrunwürdigkeit und zum Ausschluss vom Medizinstudium verurteilt. Die Haftstrafe war mit seiner Untersuchungshaft in Wien und Regensburg verbüßt. Er suchte im April 1944 an der Universität Wien um Wiederzulassung zum letzten Studiensemester bzw. zum Hospitieren an. Der Fall wurde von Rektor Prof. Eduard Pernkopf ambivalent aber doch befürwortet, ähnlich vom Rechtsrat der Universität, Prof. Köstler, beurteilt und schließlich am 19. Mai dem Reichserziehungsministerium Berlin zur Entscheidung vorgelegt, das am 13. Juni 1944 ein Weiterstudium aber ablehnte.

Portele konnte das Studium erst nach dem Ende des NS-Regimes wieder aufnehmen und promovierte am 20. Dezember 1946 an der Universität Wien zum "Dr. med.univ.". Noch im selben Jahr wurde er Assistent am Pathologischen Institut der Universität Wien, geleitet seit 1936 von Prof. Hermann Chiari (1897-1969), und arbeitete speziell im Bereich der Bakteriologie. 1946-1965 leitete er die Untersuchungsstelle für Leptospiren für Österreich bzw. für Wien und Niederösterreich und erweiterte seine Forschungen in Studienaufenthalten am Königlichen Tropeninstitut in Amsterdam, am Bakteriologischen Institut in St. Gallen und am Nationalen Institut für Gesundheit in Rom.

Seit 1947 betreute er im Auftrag von Prof. Chiari auch das Pathologisch-anatomische Museum, die beiden gerieten aber über dessen Führung regelmäßig in Konflikte. Portele wechselte als Oberassistent in den Status eines wissenschaftlichen Beamten und erst unter Chiaris Nachfolger, Johann Heinrich Holzner, wurden das Museum und Porteles Engagement dafür wieder stärker gewürdigt. Das Museum wurde räumlich, organisatorisch und budgetär vom Institut unabhängig, nachdem Portele Wissenschaftsministerin Firnberg zur Übernahme der Sammlung als Bundesmuseum bewegen konnte: Das so 1974 gegründete Pathologisch-anatomische Bundesmuseum, das er in den nächsten Jahrzehnten durch die Integration rund 30 weiterer medizinhistorischer Sammlungen stetig erweiterte, war sein Lebenswerk, das er bis zu seinem Tod leitete. Es wurde ursprünglich in den unteren beiden Stockwerken des "Narrenturms" im Alten AKH untergebracht, wo es schließlich alle Räume füllte und auch nach der Schenkung des AKH und Umformung zum Campus der Universität Wien verblieb.

Er gründete auch die Ausbildung zum Medizinischen technischen Fachdienst, die er ebenfalls bis zu seinem Tode leitete (seit 2005 verleiht dessen Dachverband als Ehrung an verdiente Mitglieder den Preis "Der Portele", nach ihm benannt und mit seinem Porträt in einem Glasquader eingelasert).

Er wurde mit dem Titel "Hofrat" ausgezeichnet, sowie mit dem Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1965), Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs (1978) und dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1981).

Hofrat Dir. Dr. Karl Portele starb am 24. September 1993 in Wien und wurde bestattet am Friedhof Wien-Dornbach.


Lit: Archiv der Universität Wien, Nationale MED 1937-1939, Promotionsprotokoll MED 1941-1949 Nr. 1554, US 245 ONr. 25, RA 118 ex 1944/45 (=S 185.1218); wikipedia; J. Heinrich HOLZNER, Karl Alfons von Portele, in: Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Pathologie Nr. 79, 1995, 688–690.; Herbert KRITSCHER, Beatrix PATZAK u. Johann SZILVASSY, In memoriam Hofrat Dr. med. univ. Karl Alfons von Portele, in: MAGW Band Nr. 123/124, 1993, 465–469; Beatrix PATZAK u. E. WINTER, Karl Alfons Portele, Pathologe und erster Direktor des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums in Wien, in: Wiener Medizinische Wochenschrift 163, 2013, 322–326.


Herbert Posch


Karl Portele, Nationale Medizinische Fakultät, Wintersemester 1937/38, 1. Formular Vorderseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Portele, Nationale Medizinische Fakultät, Wintersemester 1937/38, 1. Formular Rückseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Portele, Nationale Medizinische Fakultät, Wintersemester 1937/38, 2. Formular Vorderseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Portele, Nationale Medizinische Fakultät, Wintersemester 1937/38, 2. Formular Rückseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Portele, Nationale Medizinische Fakultät, Wintersemester 1937/38, 3. Formular Vorderseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Portele, Nationale Medizinische Fakultät, Wintersemester 1937/38, 3. Formular Rückseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Portele, Nationale Medizinische Fakultät, Sommersemester 1937/38, Vorderseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Portele, Nationale Medizinische Fakultät, Sommersemester 1937/38, Rückseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Portele, Nationale Medizinische Fakultät, Wintersemester 1938/39, Vorderseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Portele, Nationale Medizinische Fakultät, Wintersemester 1938/39, Rückseite, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Portele, nach Freilassung 1944 Verbot des Weiterstudiums, 1944 Studium fortzusetzen, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien

Karl Portele, MED Promotionsprotokoll 1941-1949, Nr. 1554, (Foto: Herbert Posch), © Archiv der Universität Wien M 33.14
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