Geb. am: | 19. November 1905 |
Fakultät: | Katholisch-Theologische Fakultät |
Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Peter August BLANDENIER, geb. am 19. November 1905 in Gelsenkirchen/Westfalen/Deutschland (heimatberechtigt in Westfalen/Deutschland, Staatsbürgerschaft: Deutsches Reich), Sohn von August Blandenier (Altersrentner), wohnte in Wien 8, Alser Straße 17 (Minoritenkloster).
Nach seinem Abitur 1934 ging er nach Österreich, wo er in den Minoritenorden eintrat. Er begann sein Noviziat am 19. Oktober 1937 im Konvent Asparn an der Zaya/NÖ und legte genau ein Jahr später das einfache Ordensgelübde ab. Ab dem Wintersemester 1938/39 (9. November 1938) war er an der Katholisch-Theologischen Fakultät inskribiert.
Gemeinsam mit einem Ordensbruder im Konvent in der Alser Straße, Pater Beda Land und Pater Franz Hierzer (1897-1945), aber auch dem Theologie-Studenten Josef Pinzenoehler (1909-1991) und dem Medizin-Studenten Karl Portele (1912-1993), schloss er sich der legitimistischen Widerstandsgruppe "Hebra" an, die sich im Kloster traf, um zu diskutieren und Flugblätter-Aktionen vorzubereiten. Ein Spitzel enttarnte die Gruppe. Ihr Gründer Wilhelm von Hebra wurde Ende März 1939 von der Gestapo verhaftet und Peter Blandenier bald darauf am 19. April. Ihm wurde vorgeworfen, "durch sein Verhalten den Bestand und die Sicherheit des Volkes und des Staates" zu gefährden, und er wurde der Vorbereitung zum Hochverrat "dringend verdächtigt".
Im Juli informierte das zuständige Ministerium in Wien das Rektorat von der Verhaftung und ersuchte, eine Disziplinaruntersuchung gegen Blandnier auch an der Universität einzuleiten und ihm jegliche weitere Inskription, Prüfung, Zeugnis und auch das Betreten der Gebäude zu untersagen, was auch geschah.
Das Gerichtsverfahren wurde am 17. Dezember 1939 mangels Beweisen eingestellt, "im Hinblick auf seine betont staatsfeindliche Einstellung wurde er jedoch in staatspolizeilichen Gewahrsam genommen", wie der Universität mitteilte, die das Studienverbot daraufhin aufrecht erhielt.
Nachdem August Blandenier am 4. März 1940 erneut verhaftet worden war, wurde er am 4. Mai in das Konzentrationslager Dachau deportiert, wo er am 20. April 1941 starb.
Nach dem Ende des Nationalsozialismus informierte Prof. Richard Meister in Vertretung des neuen Rektors Prof. Ludwig Adamovich am 18. Mai 1945 Dekanat und Quästur, dass "gegen eine Fortsetzung des Studiums des stud.theol. August Blandenier nunmehr keine Bedenken mehr bestehen," in offensichtlicher Unkenntnis seiner Ermordung 1941.
In der Pfarrkirche Alser Vorstadt in Wien 8, Alser Straße 17, gegenüber dem Eingang zum Campus der Universität Wien, erinnert im Kreuzgang eine Gedenktafel an Pater August Blandenier.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale KATH 1938-1940, RA GZ 1121 ex 1938/39; Archiv des Minoritenordens Wien/Meldungsbuch, Nationale, Standesblatt, Mittellosigkeitszeugnis, Briefe; Karlsson/Kerry/Walzer 2008, 24-27; Ausstellung "Bedrohte Intelligenz – Von der Polarisierung und Einschüchterung zur Vertreibung und Vernichtung im NS-Regime", Wien 2015; KNIEFACZ/POSCH 2017a.
Herbert Posch