Geb. am: | 24. November 1903 |
Fakultät: | Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: | Vertriebene WissenschafterInnen |
Hans POPPER, geb. am 24. November 1903 in Wien, gest. am 6. Mai 1988 in New York/USA, war 1938 unbesoldeter außerordentlicher Assistent an der I. Medizinischen Universitätsklinik (Prof. Eppinger) an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.
Hans Popper wurde 1903 als Sohn des praktischen Arztes Dr. Carl Popper (1867-1946, promovierte an Univ. Wien am 29. Juli 1892) und Emilie Popper, geb. Grünbaum, geboren und legte 1922 die Reifeprüfung (Matura) am Akademischen Gymnasium in Wien 1 ab und begann im Wintersemester 1922/23 ein Studium an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Bereits während seines Studiums verfasste er wissenschaftliche Texte, darunter zwei gemeinsam mit Zacharias Dische. Er promovierte am 3. Februar 1928 zum "Dr. med. univ.", spezialisierte sich auf anatomische Pathologie und biochemische Laborarbeiten und entwickelte sein Interesse für Hepatologie. 1933 begann Hans Popper an der I. Medizinischen Universitätsklinik unter der Leitung von Hans Eppinger zu arbeiten.
Er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt, verlor seine Position und Arbeit und wurde von der Universität Wien vertrieben.
Auch sein Cousin Dr. Ludwig Popper (1904-1984), der bis 1936 als Assistent am Institut für medizinische Chemie der Universität Wien gearbeitet und bereits sein Habilitationsansuchen eingereicht hatte, hatte nach dem „Anschluss“ keine Möglichkeit mehr dazu. Bis zum "Anschluss" 1938 arbeitete er ehrenamtlich (unbezahlt) als Leiter der Schwesternstation des Wiener Allgemeinen Krankenhauses sowie als Hospitant an der Ambulanz der Frauenklinik weiter. Das Medizinische Dekanat der Universität Wien teilte ihm im Juni 1938 mit, dass das Habilitationsverfahren "infolge ihrer nichtarischen Abstammung gegenstandslos" geworden sei, und er seine Unterlagen wieder abholen könne. Er konnte 1938 in die Schweiz und 1939 weiter Bolivien emigrieren, kehrte 1947 nach Wien zurück und wurde 1948 als Privatdozent für innere Medizin habilitiert.
Dr. Hans Popper konnte über die Niederlande nach New York/USA emigrieren, erhielt ein Forschungsstipendium am Cook County Hospital in Chicago, wo er 1943 Leiter der Abteilung für Pathologie wurde, und erwarb 1944 den Titel eines "PhD" in Pathologie und Physiology an der University of Illinois.
Sein Vater folgte ihm noch 1940 im Alter von 72 Jahren über Prag, Genua und New York in die Emigration nach Chicago, wo er die notwendigen Prüfungen des Illinois State Board ablegte, um dort anschließend noch in eigener Praxis als Arzt zu arbeiten bis er 1946 starb.
Hans Popper heiratete 1942 in Chicago die aus Österreich vertriebene Lea / Lina Billig (1917 in Wien geboren, 2017 in Chicago, IL, gestorben). Sie bekamen zwei Söhne, Frank J. Popper (1944) und Charles Popper (1946). 1943 erhielt er die US-Staatsbürgerschaft und diente 1944 bis 1946 in die U.S. Army.
Später arbeitete er als Professor für Pathologie an der Northwestern University School of Medicine, bis er 1957 zum leitenden Pathologen am Mount Sinai Hospital in New York ernannt wurde und nach New York übersiedelte. Er war einer der Mitbegründer der Mount Sinai School of Medicine (1963) und deren erster dean of academic affairs.
1965 wurde Hans Popper von der Universität Wien das Ehrendoktorat verliehen.
1973 wurde er zum Gustave L. Levy Distinguished Service Professor ernannt und fungierte 1972/73 als Präsident und Dekan des Mount Sinai Medical Center. Dort leitete er auch das Department für Pathologie, bis er 1973 in den Ruhestand ging. Auch danach war er weiterhin in Lehre und Forschung aktiv.
Hans Popper gilt als einer der Begründer der Hepatologie (Leberkrankheiten).
Lit.: freundlicher Hinweis seines Großcousins Dr. Lutz E. Popper, Oberwart, 2014; Thomas J. LUECK, Dr. Hans Popper, an Authority On Liver Diseases, Is Dead at 84 (Obituary), in: New York Times (May 8, 1988); Lutz Elija POPPER, Hg., Ludwig Popper (1904-1984): Bolivien für Gringos. Exil-Tagebuch eines Wiener Arztes, Oberwart 2005, 301; Hans Popper Hepatopathology Society; Rudi SCHMID, Hans Popper (1903-1988), in National Academy of Sciences, Biographical Memoir, Washingston D.C. 1994, 290-309; Lutz Elija POPPER, Briefe aus einer versinkenden Welt 1938/1939, Oberwart 2008, bes. 14-19 [zu Ludwig Popper].
Katharina Kniefacz und Herbert Posch.