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Ernst Löwenstein

Geb. am: 24. Jänner 1878
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen
Ernst LÖWENSTEIN, geb. am 24. Jänner 1878 in Karlsbad, Böhmen/Österreich-Ungarn [Karlovy Vary, Tschechische Republik], gest. am 28. August 1950 in Berkeley/California, USA, war Privatdozent (tit. ao. Prof.) für allgemeine und experimentelle Pathologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Bakteriologe und Serologe. Er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt, 1938 wurde seine Venia legendi widerrufen und er am 22. April 1938 seines Amtes enthoben und von der Universität Wien vertrieben. Auch seine Söhne Karl Otto Löwenstein (geb. 1916), "Demonstrator ohne Stipendium" an der I. Anatom. Lehrkanzel (Leitung: Prof. Sauser) und im 8. Semester seines Medizinstudiums, und Dr. Hans Georg Löwenstein (1914-1988), "unbesoldeter Hilfsarzt an der I. Univ.-Augenklinik" (Leitung: Prof. Meller) waren nach dem Anschluss gezwungen die Universität Wien aus rassistischen Gründen zu verlassen. Ernst Löwenstein hatte an der Deutschen Universität in Prag Medizin studiert und dort 1902 zum Dr. med. univ. promoviert und arbeitete bis 1910 an verschiedenen deutschen Lungenheilstätten u.a. bei Robert Koch. 1910 kam er nach Wien (zu Prof. Paltauf) und habilitierte sich 1915 an der Universität Wien (Privatdozent für experimentelle Pathologie) und erhielt 1920 den Titel eines "ao. Prof." Er war Mitarbeiter des Wiener Serotherapeutischen Instituts und leitete dort ab 1925 die neugeschaffene Tuberkulose-Abteilung. Er entdeckte die Grundlagen der Tetanus- und Diphtherieschutzimpfung und führte 1924 die noch heute anerkannte "Löwenstein-Kultur" (Nährboden für die Reinkultur von Tuberkelbazillen) zur Feststellung von Tuberkulose ein und leistete Pionierarbeit auf dem Gebiet der Chemotherapie der Tuberkulose, die er als chron. Bacillämie erklärte. Vor allem befaßte er sich mit der Herstellung und Anwendung des Tuberkulins für diagnost. und therapeut. Zwecke sowie mit der Züchtung und Kultivierung des Tuberkelbazillus. Ernst Löwenstein konnte nach England und dann in die USA emigrieren, seine letzte Arbeitsstätte war die University of California (Hooper Foundation). Er starb 1950 in Berkeley/USA. Die Gemeinde Wien benannte am 16. November 1955 in Wien 22 (Essling) die Löwensteinstraße nach ihm, die Universität Wien schrieb ihn 2008 in das Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialimus an der Universität Wien 1938 ein, die Medizinische Universität Wien (MUW) am 30. November 2008 in den "Brunnen der Vertriebenen 1938" vor dem Rektorat der MUW in der Spitalgasse 23.

Lit.: MERINSKY 1980, 147-148; UB MedUni Wien/van Swieten Blog; wienwiki, ÖBL 1971CZEIKE 1992-1997 [2004]PLANER 1929KÜRSCHNERS GELEHRTENKALENDER 1931FISCHER 1933, Bd. 2, S. 934 f.; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2022.

Herbert Posch

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