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Stella Weiss (verh. Pecker)

Geb. am: 09. Juni 1916
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende
Stella WEISS, verh. PECKER, geb. am 9. Juni 1916 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Tochter von Robert Weiss (Oberbuchhalter, Invaliditätsrentner) und Amalie Weiss, geb. Lisak (1881–1955), wohnte in Wien 6., Gumpendorfer Straße 63E. Sie hatte im Sommer 1934 am Mariahilfer Mädchenrealgymnasium in Wien 6 die Reifeprüfung (Matura) abgelegt und begann im Wintersemester 1934/35 an der Universität Wien Romanistik zu studieren und belegte auch Lehrveranstaltungen in Geschichte, Kunstgeschichte, Germanistik und Musikwissenschaft. Sie war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Philosophischen Fakultät im 7. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Romanistik und Geschichte. Sie meldete sich bereits am 23. Dezember 1937 zu den Abschlussprüfungen ("Rigorosen") an, trat am 29. Jänner 1938 zum ersten Rigorosum bei Prof. Karl Bühler und Richard Meister an, musste aber bei Karl Bühler reprobieren, was frühestens am 29. April 1938 möglich gewesen wäre, doch nach dem "Anschluß" durfte sie nicht mehr zu den Prüfungen antreten und wurde aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen. Sie heiratete am Standesamt Wien-Leopoldstadt am 22. November 1938 zivilrechtlich den Arzt Dr. Friedrich Pecker (1909–1972), der Ende 1936 an der Universität Wien zum "Dr.med." promoviert hatte und bis 1938 als praktischer Arzt in Wien gearbeitet hatte. Sie wohnten bis 1940/41 bei seinen Eltern in Wien 2., Glockengasse 9a, dann in verschiedenen Untermieten, zuletzt für einige Monate in Wien 2., Untere Augartenstraße 25/21. Dort wurden Stella und Friedrich Pecker im April 1941 von der Gestapo verhaftet eine Woche in Wien 2., Castellezgasse eingesperrt und anschließend beide nach Ostrowiec Świętokrzyski/Polen deportiert und im dortigen Ghetto, später Arbeitslager, bis August 1944 inhaftiert. Ihr Mann betreute die Häftlinge ärztlich. Bei Auflösung des Lagers wurde beide getrennt, ihr Mann wurde weiter deportiert in die KZ Auschwitz III Monowitz, Mittelbau-Dora und Aussenlager Ellrich-Juliushütte (August 1944-Jänner 1945), KZ Bergen-Belsen (Jänner bis Mai 1945) wo er befreit wurde und anschließend bis August 1945 als Arzt im Sammellager Riding School Celle vertriebene tschechoslowakische Frauen nach deren Befreiung aus dem KZ Bergen-Belsen ärztlich betreute. Ende 1945 kehrte er nach Wien zurück wo Stella Pecker bereits Mitte des Jahres eingetroffen war. Seit Frühjahr 1946 wohnten beide bei ihrer Mutter Amalie Weiss in Wien 1., Elisabethstr. 15/11, 1948 wurde ihre Tochter Eva Pecker (verh. Kugler) geboren. Ab Ende 1952 wohnten sie in Wien 6., Lehargasse 1/3, wo ihr Mann auch bis zur Pensionierung seine Ordination als praktischer Arzt hatte – er starb am 20. Jänner 1972. Stella Pecker arbeitete als Röntgenassistentin.


Lit.: Archiv der Universität Wien / Nationale PHIL 1934–1938, Rigorosenakt und -protokoll PHIL 14083; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik/Entschädigungs- und Restitutionsangelegenheiten/Hilfsfonds; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 498; www.genteam.at ; www.ancestry.de; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 09/2021.


Herbert Posch


Nationale von Stella Weiss, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Stella Weiss, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Stella Weiss, Wintersemester 1937/38 (2. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Stella Weiss, Wintersemester 1937/38 (2. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien
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