Robert Albert Bauer
Geb. am: |
29. August 1910 |
Fakultät: |
Juridische Fakultät |
Kategorie: |
Doktorgradaberkennung |
Robert Albert BAUER, geb. am 29. August 1910 in Wien als Sohn von Robert Bauer (Rechnungs-Offizials der niederösterreichischen Landesregierung und Offizier, 1885-1918) und Rosa Bauer, geb. Schwarz 1888-1942), hatte nach seiner Reifeprüfung/Matura 1929 sowohl an der Hochschule für Welthandel begonnen Wirtschaftswissenschaften zu studieren (1932: Diplomkaufmann) als auch parallel an der Universität Wien Rechtswissenschaften mit Studienaufenthalten in Grenoble, Besançon und Genf. Am 19. Dezember 1933 promovierte er an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien zum "Dr. iur.".
Er wurde 1933 Mitglied der
Akademischen Vereinigung für die Völkerbundliga und war ab 1934 Mitglied und Propagandaredner der Austrofaschistischen Vaterländische Front. Von September 1934 bis Mai 1935 war er Rechtsanwaltsanwärter in Wien brach aber abund arbeitete 1937-1938 als Jurist für für österreichische Handels- und Gewerbekammer und daneben immer auch journalistisch. Er wohnte zuletzt in Wien 9, Säulengasse 21/3.
Nach der Machtergreifung des Nationalsozialismus musste er aus Österreich fliehen da er sowohl aus politischen wie auch aus rassistischen Gründen verfolgt wurde, da er im Nationalsozialismus als "Mischling 1. Grades galt.
Er ging noch im März 1938 nach Prag/Tschechoslowakei wo er sich dem "
Free Austria movement" anschloss und als Journalist für
Die Weltwoche, Zürich, und die
The New York Times schrieb. Nach dem detuschen einmarsch in der Tschechoslowakei floh er im März 1939 über Polen, Ungarn, Jugoslawien, Italien und Schweiz nach Frankreich, wo er ab April 1939 in Paris. Mitglied der
Ligue Autrichienne wird und mit
Martin Fuchs am Versuch der Bildung einer anerkannten österreichischen Exilvertretung arbeitet, was aber mißglückte. Nach Kriegsausbruch gründete und leitete er ab 1940 im Auftrag von Martin Fuchs den
Österreichischen Freiheitssender Fécamp in der Normandie/Frankreich, einen Tarnsender des brititschen Expeditionskorps, und war als Radiosprecher unter dem Decknamen "Rudolf" bekannt. Nach der Eroberung Frankreichs durch das NS-Regime floh er nach Portugal, wo er am 14. Juli 1940 in Caldas da Rainha Maria Eva Luisa von Kahler heiratet (1919-2002). Mit seiner 1919 in Prag/Tschechoslowakei geborenen Frau (Tochter des Wiener Großindustriellen, Bankiers und Bühnenschriftstellers Felix Ritter von Kahler (1880-1951) und der Prager Bildhauerin Lilli Stein (1888-1953), die beide ebenfalls in die USA emigrieren mussten), Dolmetscherin und Schriftstellerin, die ebenfalls 1938 aus Wien flüchten musste, emigrierte er über Kanada in die USA, wo sie beide am 13. März 1941 über Niagara Falls, NY, einreisten.
Robert Bauers Mutter konnte nicht mehr rechtzeitig aus Österreich fliehen und wurde am 31. August 1942 aus Wien 9, Säulengasse 21/3 nach Maly Trostinec deportiert und am 4. September 1942 dort ermordet.
Robert Bauer wurde am 7. September 1942 von der Universität Wien der 1933 erworbene Doktorgrad aus rassistischen Gründen aberkannt, da er im Nationalsozialismus "als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig" galt.
Erst 13 Jahre nach der Aberkennung und lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm der Doktorgrad am 13. Mai 1955 wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für "von Anfang an nichtig" erklärt.
Robert Albert Bauer arbeitete in den USA von Juli 1941 bis Jänner 1942 weiter als Radio-Journalist und leitete die deutschsprachigen Sendungen der privaten Kurzwellenstation
WLWO in Cincinnati/Ohio und arbeitete mit der
Austrian Action unter Ferdinand Czernin zusammen. Ab Februar 1942 arbeitete er für das
Office of War Information als Redakteur und Radiosprecher und war einer der ersten Mitarbeiter der
Voices from America (später
Voice of America, VOA). 1944 war er in London für einige Monate Leiter der Deutschen Radio Sektion der
American Broadcasting Station in Europe.
1945 wurde seine Tochter Virginia Rose Bauer-Caesar geboren und am 10. Juni 1946 wurde seinem Antrag vom Juni 1941 stattgegeben und er wurde US-Staatsbürger.
Er arbeitete auch nach Kriegsende weiter fürs Radio, war 1947-1956 Leiter der österreichischen Abteilung und wurde 1951-1956 acting chief der
VOA European Division. 1953 wurde sein Sohn Robert Felix Bauer (später Rechtsanwalt) geboren und ab 1953 arbeitete er für die
United States Information Agency (USIA) als radio program manager.
1956 trat er in den amerikanischen diplomatischen Dienst ein und seine Arbeit als Foreign Service Officer der USA führte ihn als Kulturattaché 1958-1960 nach Tehran/Iran, 1960-1961 als Information Officer nach Paris/Frankreich, 1962-1963 an die Kulturabteilung des State Deptartments nach Washington, 1963-67 als Botschaftsrat nach Kairo/Ägypten, wo er auch Arabistik studierte und 1967 einen MA in Arab Studies an der American University in Kairo erwarb. 1967-1970 war er Direktor des
Foreign Press Center USIA, 1970-1972 Kulturattaché und International Relations Specialist in New Delhi/Indien.
1972 ging er als Diplomat in Pension, wurde Direktor des Kenyon Public Affairs Forum und Vertreter der USA im Donaueuropäischen Institut - Organisation für internationale Wirtschaftsbeziehungen und Korrespondent des West-Ost-JournaI Wien und lehrte 1972-1975 als auserordentlicher Professor für politische Wissenschaften am Kenyon College in Gambier, Ohio/USAund später an der American University in Washington, D.C. und arbeitete als Berater am Brookings Institute.
Er war Ehrenmitglied der
Iranian-American-Society, Mitglied der
American Academy of Political and Soccil Sciences und der
American Political Science Association und des
Middle East Institutes, gab zahlreiche Bücher heraus, u.a.
The U.S. and World Affairs: Leadership, Partnership or Disengagement and the Interaction of Economics and Foreign Policy (University Press of Virginia, 1975),
The Austrian Solution: International Conflict and Cooperation (Charlottesville 1982), und
The Threat of International Terrorism (
The Threat of International Terrorism (with Gifford Malone und Sheila Muccio. Oceana Publications, 1988) und wurde mit dem
Meritorious Service Award of the US-Government sowie 1980 mit dem
Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs augezeichnet.
Er starb am 27. September 2003 im Alter von 93 Jahren in Washington D.C./USA.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Promotionsprotokoll IUR 1924–1939 Nr. 2924, Rektorat GZ 118 ex 1941/42 ONr. 148, 171, GZ 561 ex 1944/45 ONr. 15; Deutscher Reichsanzeiger Nr. 87 vom 15. April 1942 (Ausbürgerung); Deutscher Reichsanzeiger Nr. 213 vom 11. September 1942 (Doktorgradaberkennung); POSCH 2009, 390; RÖDER 1980, 40; GAUGUSCH 2011, 1300; www.ancestry.de.
Herbert Posch