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Paul Gottfried Bleier

Geb. am: 14. September 1916
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende

Paul Gottfried BLEIER, geb. am 14. September 1916 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von Dr. Otto Bleier (1873–1921, Chemiker im Familienbetrieb Papierfabrik Jac. Schnabl und Co.) und Hilda Bleier, geb. Haberfeld (1886-1947), wohnte in Wien 19, Silbergasse 43, war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 5. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Chemie.

Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen. Auch seine ältere Schwester, die Medizinstudentin Gertraud Ruth März, geb. Bleier (1915-1990) und sein Schwager, der Jusstudent Eduard März (1908-1987) wurden aus rassistischen Gründen von der Universität Wien vertrieben.

Gleich am 13. März 1938 verließ Paul Gottfried Bleier Wien, "getarnt" als Skiurlauber, und es gelang ihm über die Silvretta, Vorarlberg in die Schweiz zu kommen. Dort konnte er Kontakt zu seinem Schwager Eduard März und Freunden aufnehmen und konnte nach einigen Monaten über Frankreich nach Großbritannien emigrieren. Er konnte sein Chemiestudium fortsetzen und arbeitete in Edinburgh. Allerdings wurde er bei Kriegsausbruch als "enemy alien" verhaftet und 1939–1940 nach Quebec/Kanada deportiert und interniert. 1944 heiratete er die Schottin Joyce Mary Balfour Orr und 1945 kam ihre Tochter in London zur Welt.

1949 kehrte er nach Österreich zurück, was ihm nicht leicht gefallen ist. Zunächst arbeitete er als Fachmann im Holz-Forschungsinstitut im Wiener Arsenal, während seine Frau und Tochter noch in England bleiben. In den 1950er Jahren begann er als Chemiker im Familienbetrieb "Samum Vereinigte Papier-Industrie KG" zu arbeiten und war später auch Konsulent für Papierverarbeitung bei der UNIDO, der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung. Später heiratete er in zweiter Ehe Gertrude Böhm (1922-2005), mit der er ebenfalls eine Tochter - Daniela (geb. 1958) - hatte.

Paul Gottfried Bleier starb im März 1990 in Wien und wurde am Friedhof Wien-Heiligenstadt bestattet.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937–1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 364; Eveline Elisabeth MÄRZ, Das Margules Haus der ZAMG – ehemals Hohe Warte 40 – und die Großfamilie Bleier, 2021 [https://www.zamg.ac.at/cms/de/topmenu/ueber-uns/geschichte/bleier]; Friedhofsauskunft Wien.


Herbert Posch


Paul Gottfried Bleier im Labor, Wien 1930er Jahre, © Eveline Elisabeth März

Nationale von Paul Gottfried Bleier, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Paul Gottfried Bleier, Sommersemester 1938 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Paul Gottfried Bleier im Labor, Fa. Samum 1950er Jahre, © Eveline Elisabeth März
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