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Otto (v.) Frisch

Geb. am: 25. Jänner 1877
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen
Otto von FRISCH, geb. am 25. Jänner 1877 in Wien als Sohn des Chirurgen und Urologen Hofrat Dr. Anton Ritter von Frisch (1849-1917) und Marie, geb. Exner, war 1938 Privatdozent mit dem Titel eines ao. Professors für Chirurgie und Direktor des Rudolfinerhauses. Er wohnte in Wien 19, Pyrkergasse 17 und hatte eine Privatpraxis in Wien 8., Josefstädter Straße 17. Nach der Matura am Wasagymnasium in Wien 9., begann er sein Medizinstudium in Wien und Königsberg und promovierte am 13. März 1903 an der Universität Wien zum Dr. med. Er hatte 1906 Jenny Richter (geb. 1880) geheiratet und 1910/11 seine chirurgische Facharztausbildung abgeschlossen und sich an der Universität Wien habilitiert. 1911 wurde er Primararzt der Krankenanstalt und Pflegerinnenschule "Rudolfinerhaus", und war im Balkankrieg (1912) und im Ersten Weltkrieg (1914-1918) als Stabsarzt in Wien tätig. 1915 erhielt er auch der Titel eines "tit.ao.Profs." zuerkannt. Seit 1924 auch Direktor der Krankenanstalt und Pflegerinnenschule "Rudolfinerhaus". Nach Auflösung des Trägervereines und Eingliederung von Spital und Schwesternschule in das Deutsche Rote Kreuz War Otto von Frisch nicht mehr Direktor, aber immer noch leitender Chefarzt des Krankenhauses und war bis September 1943 auch im Deutschen Roten Kreuz in höheren Funktionen aktiv und war 1940-1943 Anwärter auf Mitgliedschaft im NSD-Ärztebund. Als aber herauskam, dass er nach NS-Kriterien als "Mischling 2. Grades " (eine „jüdische“ Großmutter war 1942 bei einer Überprüfung des Stammbaum aufgetaucht) zu gelten habe, wurde er 1943 vom Deutschen Roten Kreuz Berlin aus allen ärztlichen Funktionen entlassen und daraufhin auch aus dem Professorenkollegium der Wiener Universität ausgeschlossen und musste auch aus dem Sanitätsreserveoffizierskorps der Deutschen Wehrmacht ausscheiden. Selbst das vom „Führer“ verliehene Ehrenzeichen für Deutsche Volkspflege wurde nun zum Problem. Kurz zuvor noch hatte er als Chefarzt 1942 im Deutschen Rot-Kreuz-Verlag das Handbuch "Einführung in die Krankenpflege. Grundlagen für den praktischen Kurs der DRK-Schwesternhelferin" herausgegeben. Nun wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Zur Eröffnung des Billroth-Denkmal von Michael Drobil 1944 im Hof 1 des Allgemeinen Krankenhauses, ein großes NS-Prestigeprojekt zur Verherrlichung des Deutschen Geistes, schrieb Otto Frisch in der Medizinischen Wochenschrift einen Leitartikel über "Billroth als Kriegschirurg während des Sommers 1870", als Durchhalteappell an die Kriegsärzte der zurückweichenden Wehrmacht, obwohl er selbst Opfer des NS-Systems geworden war, dem er sich aber offensichtlich ungebrochen zugehörig fühlte. Nach dem Krieg kehrte er rasch zurück und war 1949 bis zu seinem Tod 1956 Präsident des Rudolfinerhauses. Er starb am 26. März 1956 auf seinem Landsitz Brunnwinkel bei St. Gilgen am Wolfgangsee (OÖ).


Lit.: Archiv der Universität Wien/PA, Bildarchiv; freundlicher Hinweis Dr. Barbara Sauer, Wien 2019; Hubert Kolling Otto von Frisch, in: Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. Who was who in Nursing history. Band 5. hpsmedia, 2014, 84-87; WrMedWoSchr. Jg. 98, Nr. 3/4, 29. Jänner 1944, 27–28; WienGeschichteWiki|Rudolfinerhaus; PLANER 1929; FISCHER 1932; TEICHL 1951; Elisabeth Seidl, "DRK-Billrothschwesternschaft" im Nationalsozialismus. Das Rudolfinerhaus in Wien aus zeitgeschichtlicher Perspektive. In: Elisabeth Seidl u. Ilsemarie Walter, (Hg.), Rückblick für die Zukunft. Beiträge zur historischen Pflegeforschung, Wien/München/Bern 1998, 143-168; Ilsemarie Walter, Auswirkungen des „Anschlusses“ auf die österreichische Krankenpflege. In: Sonja Horn (Hg.), Medizin im Nationalsozialismus. Wege der Aufarbeitung, Wien 2001, 143-159; TRAGL 2007, 762-766; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2022.


Herbert Posch

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