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Otto Chomet, recte Kestenbaum

Geb. am: 05. Dezember 1914
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende

Otto CHOMET, recte KESTENBAUM, geb. am 5. Dezember 1914 in Wien/Österreich-Ungarn [Österreich] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), war der Sohn des aus Brody/Galizien [Броди/Ukraine] stammenden Ehepaares David Chaim Chomet (1867–1944, Gemischtwarenhändler in Wien) und Blume (Bertha) Chomet, geb. Zoller recte Broczyner (1879–1944). Die Familie wohnte in Wien 2., Schiffamtsgasse 9. Nach der Reifeprüfung (Matura) am Bundesrealgymnasium XXI (Wien 21., Franklinstraße 21) im Februar 1936 begann er im Wintersemester 1936/37 an der Universität Wien zu studieren.
Otto Chomet war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Philosophischen Fakultät im 3. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Germanistik und Geschichte.

Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.

Otto Chomet musste Wien verlassen. Es gelang ihm ebenso wie seinen Familienmitgliedern, zu überleben und ins sichere Ausland zu flüchten – zu verschiedenen Zeitpunkten und über verschiedene Emigrationswege. Seine älteren Geschwister – Bernhard Chomet (1905–1994) und dessen Frau Ernestine, geborene Weiss, sowie seine Schwester Friederike Kürschner (Salomon), geborene Chomet (1902–?), und ihr Ehemann Mordko J. S. Kürschner (Salomon) – erhielten rasch Affidavits für die Einwanderung in die USA und konnten emigrieren. Sein Bruder Leo (1910–?) konnte mit seiner Frau Klotilde, geborene Werber, nach Palästina [Israel] auswandern und wurde 1941 dort eingebürgert. Bereits seit Anfang Mai 1938 versuchte Otto Chomets Vater über Verwandte in Detroit/MI und Cleveland/OH nicht nur für sich und seine Frau, sondern auch für seine jüngeren Söhne Otto und Adolf Chomet (Alfred Compton, 1917–1990) Affidavits zu erhalten, was ihm schließlich gelang. Der Familie gelang damit 1939 die Emigration in die USA.

Otto Chomet kam Anfang 1940 nach Minneapolis/MN, wohnte vorerst bei seiner Schwester und seinem Schwager, später bei seinen Eltern David und Bertha. 1940 gab er als Beruf an, als Angestellter bei Goodwill Industries of Minneapolis zu arbeiten. Seit seiner Ankunft verfasste er zahlreiche Artikel, in denen er seine Eindrücke über das Leben in der Emigration schilderte, speziell über die Jugendarbeit vor Ort, da er schon in Wien in der Mizrachi-Jugendorganisation und der Jugend-Aliyah engagiert gewesen war; Hier äußerte er auch die Hoffnung, mit intensivem Englischlernen bald ein Stipendium für die University of Minnesota zu erhalten, um seine Studien fortsetzen zu können. 1942 schien er mit der Berufsbezeichnung „Student“ im Einwohnerverzeichnis von Minneapolis auf. An der University of Minnesota, Division of Library Instruction, konnte er sein Studium erfolgreich abschließen

Ab 1944 arbeitete Chomet im Bereich der Buchkatalogisierung am Antioch College, Yellow Springs/OH. 1949 übersiedelte er nach New York/NY, wo er im selben Fachbereich an der Brooklyn Public Library tätig war. Chomet galt als Experte für deutsche, jiddische und hebräische Katalogisierung, hatte er doch zahlreiche Artikel über das Bibliothekswesens sowie anderen Theme übersetzt und verfasst. Er war Mitglied der American Library Association, der Special Libraries Association und des New York Library Club.

An ihn wird an der Universität Wien seit 2009 hier im "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" erinnert und seit 2022 findet sich sein Name auch auf dem Denkmal "Wenn Namen leuchten|Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien", im ersten Stock des Hauptgebäudes der Universität.

Otto Chomet starb am 14. August 1955 in New York.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937-1938; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 372; Herbert POSCH u. Martina FUCHS, Hg., Wenn Namen leuchten. Von der Universität Wien 1938 bis 1945 vertriebene Geschichte-Studierende und -Lehrende: ein Denkmal, Wien u. Münster 2022, 79-80; The American Jewish World, Minneapolis, 1940; College and Research Libraries 17/1 (January 1956), 94; freundliche Hinweise seiner Großnichte Carolina Kaufman, 2015; www.geni.comwww.genteam.at; www.ancestry.de.


Katharina Kniefacz, Herbert Posch


Otto Chomet recte Kestenbaum, Inskriptionsschein/Zulassungsschein ("Nationale"), Wintersemester 1937/38, 1. Formular Vorderseite, Foto: Herbert Posch, © Archiv der Universität Wien

Otto Chomet recte Kestenbaum, Inskriptionsschein/Zulassungsschein ("Nationale"), Wintersemester 1937/38, 1. Formular Rückseite, Foto: Herbert Posch, © Archiv der Universität Wien

Otto Chomet recte Kestenbaum, Inskriptionsschein/Zulassungsschein ("Nationale"), Wintersemester 1937/38, 2. Formular Vorderseite, Foto: Herbert Posch, © Archiv der Universität Wien

Otto Chomet recte Kestenbaum, Inskriptionsschein/Zulassungsschein ("Nationale"), Wintersemester 1937/38, 2. Formular Rückseite, Foto: Herbert Posch, © Archiv der Universität Wien
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