Margarete Ehrlich
Geb. am: |
28. September 1915 |
Fakultät: |
Philosophische Fakultät |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Margarete EHRLICH, geb. am 28. September 1915 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Dr. Josef Ehrlich (geb. 1877, Rechtsanwalt) und Charlotte Ehrlich, geb. Kobak (geb. 1881), wohnte in Wien 2, Hollandstraße 7. Nachdem sie am 26. Juni 1934 am
Reformrealgymnasium in Wien II die Matura/Reifeprüfung abgelegt hatte, nahm sie im Wintersemester 1934/35 an der Universität Wien ihr Lehramtsstudium in Mathematik, Physik und Chemie auf und war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 8. und letzten Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen im Doktoratsstudium Physik.
Sie hatte sich bereits am 24. September 1937 zu den Rigorosen angemeldet und das erste Rigorosum am 16. Oktober 1937 erfolgreich bestanden. Danach brach das Prüfungsverfahren für ihr Doktorat in Physik (Dissertationsbetreuer war der ebenfalls 1938 vertriebene Prof.
Prof. Felix Ehrenhaft) ab. Sie wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" zwar Anfang Juni 1938 im Rahmen des Numerus clausus für jüdische Studierende noch bis Ende Sommersemester 1938 für zwei Monate zum Weiterstudium zugelassen - war dann aber endgültig aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium ohne Abschluss abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.
Sie musste aus Wien flüchten und es gelang ihr, gemeinsam mit ihrer Mutter, ihrer jüngeren Schwester Gertrude Ehrlich (geb. 1923 in Wien, spätere Univ.-Professorin für Mathematik) und ihrer Tante, der Malerin Mathilde Ehrlich, in die USA zu emigrieren nachdem es ihnen gelungen war, am 13. Juli 1939 in Stuttgart ein Einreisevisum zu erhalten. Sie reisten mit dem Schiff
SS Statendam am 25. Juli 1939 von Rotterdam aus in die USA wo sie am 1. August 1939 in New York ankamen und von dort zum Bruder ihrer Mutter, Benedict Kobak, nach Atlanta, Fulton, Georgia weiterreisten, wo sie auch die nächsten Jahre lebten. Ihr Vater konnte erst am 25. April 1940 über Genua mit der
SS Conte di Savoi in die USA emigrieren.
Margarete Ehrlich arbeitete in New York und Atlanta als Näherin und Drugstoremitarbeiterin und besuchte in Atlanta 1939-1941 Kurse in medizinischer Labor- und Röntgentechnik am Grady Memorial Hospital und arbeitete dort dann 1942-1948 als Röntgenassistentin ("chief x-ray technician"). Am 25. Jänner 1945 erhielt sie die US-amerikanische Staatsbürgerschaft und arbeitete ab 1948 als Strahlen-Physikerin am Center for Radiation Control, National Bureau of Standards, Washington D.C. und studierte daneben in Abendkursen 1949–1954 an der Catholic University of America in Washington/D.C.. Sie promovierte 1955 in Physik (Ph.D.) und arbeitete als Strahlenphysikerin in den USA.
Kurzfristig arbeitete sie 1960/61 wieder in Wien, als Konsolentin für fotografische Personendosimetrie bei der hier angesiedelten UN-Atomenergieagentur (IAEA), danach wieder weiter in den USA. Sie nahm an zahlreichen Kongressen teil, publizierte umfassend zu Strahlenschutz und Dosimetrie, war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Vereinigungen und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Silbermedaille, Civil Service Award (1962), Goldmedaille (1977). Sie lebte ab den 1980er Jahren in 9006 Kensington Parkway in 20815 Chevy Chase/MD.
Sie starb am 1. August 2007 in Chevy Chase, Montgomery, Maryland/USA.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937-1938, PHIL Rigorosenakt Nr. 13714; Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Repubik/Vermögensanmeldung VA 38967; KEINTZEL/KOROTIN 2002, 161-164; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 377; SAUER/REITER-ZATLOUKAL 2010, 118; American Men & Women of Science. A biographical directory of today's leaders in physical, biological, and related sciences. 16th edition. Eight volumes. New York: R.R. Bowker, 1986. (AmMWSc 16); www.sysoon.com; www.ancestry.de.
Herbert Posch