Universität Wien - Startseite

Magdalena Weingeist, verh. Meisels

Geb. am: 18. November 1914
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende
Magdalena WEINGEIST (verh. MEISELS), geb. am 18. November 1914 in Budapest/Ungarn, war 1938 nicht mehr an der Philosophischen Fakultät inskribiert, sondern befand sich bereits im Stadium der Abschlussprüfungen. Sie hatte sich bereits am 18. Oktober 1938 zu den Abschlussprüfungen ('Rigorosen') in Germanistik angemeldet und das erste Rigorosum am 22. Oktober 1938 bestanden. Ihre Dissertation "Goldoni, Gozzi und das Wiener Theater" war am 27. Oktober 1938 approbiert worden. Am 29. Oktober 1939 hatte sie auch das zweite Rigorosum bestanden. Sie konnte somit, nach längerer Unsicherheit, doch noch ihr Studium abschließen und am 31. Oktober 1938 unter zahlreichen symbolischen Diskriminierungen im Rahmen einer "Nichtarierpromotion" promovieren, bei gleichzeitig ausgesprochenem Berufsverbot im gesamten Deutschen Reich. Sie musste aus Wien fliehen, heiratete aber noch vor der Ausreise am 22. November 1938 ihren Studienkollegen Josef Meisels (1911–2001), der sein Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien abbrechen und die Universität ohne Abschluss verlassen musste.
Sie konnte nach der Heirat zu Verwandten nach Stockholm/Schweden flüchten und reiste von dort später durch die Sowjetunion nach Wladiwostok und von dort weiter nach Japan. Von Japan kam sie später mit dem Schiff in die USA wo sie 1941 wieder mit ihrem Mann in Lincoln, Nebraska, zusammentraf. Er konnte noch Anfang 1940 rechtzeitig in die USA emigrieren und konnte trotz einiger Schwierigkeiten wieder studieren. Er wechselte zu Sozialarbeit und studierte in Nebraska, Pittsburgh und Minnesota wo er zum "Ph.D." in Social Work promovierte.
Sie hatten zwei Töchter – Linda Brion-Meisels (1945) und Ellen Meisels (1948). Magdalena Meisels lebte mit ihrer Familie lange Zeit in Kansas City, Kansas/USA wo sie als Lehrerin und Bibliothekarin (reference librarian) arbeitete. Gemeinsam mit ihrem Mann engagierte sie sich auch intensiv in den Bereichen Soziale Gerechtigkeit und Civil Rights sowie in der Kunstszene von Kansas City. 1968 zog die Familie nach Boston, MA, wo Magdalena Meisels an der Boston University Germanistik lehrte und ihr Mann Dekan an der School of Social Work wurde. Dr. Magdalena Meisels, geb. Weingeist, starb im Alter von 70 Jahren am 23. August 1985 in Newton MA/USA und ist am Sharon Memorial Park, Sharon, MA/USA beigesetzt.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937-1938; POSCH 2009, 368; www.ancestry.de; Nachruf im Boston Globe vom 23. September 1985, 47.


Herbert Posch


Magdalena Weingeist, Eintrag 2876 'Nichtarierpromotion' 31. Oktober 1938, Promotionsprotokoll Philosophische Fakultät 1931-1941, Foto: Herbert Posch, (c) Archiv Universität Wien
Für Fragen oder Kommentare zu dieser Person benützen Sie bitte unser: » Feedback-Formular.