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Lilly Kramer (Kovler)

Geb. am: 11. August 1918
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende
Lilly KRAMER (verh. KOVLER), geb. am 11. August 1918 in Wien/Österreich-Ungarn (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Josef Kramer (1876-1941, Apotheker) und Grete Kramer, geb. Pollak (1891-1941), wohnte im Eckhaus Wien 4, Trappelgasse 11/Wiedner Hauptstraße 75/12. Sie hatte im Sommer 1937 am humanistischen Gymnasium in Wien 5., Rainergasse 39 (Elisabethgymnasium, heute: Rainergymnasium) die Matura/Reifeprüfung abgelegt und nahm im Wintersemester 1937/38 an der Universität ein Pharmaziestudium auf. Sie war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 2. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Pharmazie und Chemie. Nach dem Anschluss 1938 war sie aus rassistischen Gründen gezwungen ihr Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen. Ihr Bruder, der ebenfalls ohne Abschluss von der Universität Wien vertriebene Fritz Kramer (1914-1992), schrieb gleich nach dem Anschluss an ihren Cousin Rudolf Gleissner, Apotheker in New York, wie es in den USA sei und ihr Bruder erhielt von ihm binnen weniger Wochen ein Affidavit, damit er in die USA ausreisen konnten. Während ihr Bruder noch im Mai in Wien ein Visum für die USA erhalten konnte, gelang es ihr erst fast ein Jahr später mit einem Hausmädchen-Visum nach Großbritannien zu gelangen und arbeitete und lebte in Northaw/England. Sie konnte dann am 28. Februar in der US-Botschaft in London ein US-Visum erhalten und reiste am 8. April 1939 mit dem Schiff SS Aquitania über Southampton/England aus und kam am 14. April 1939 in New York/USA an. Bereits zuvor war in Wien die Haydn-Apotheke des Vaters "arisiert" worden - durch Zwangsverkauf weit unter Wert enteignet –, und bald nach ihrer Abreise wurde auch die Wohnung "arisiert" und beide Eltern zwangsumgesiedelt in eine Juden-Sammelwohnung in der Hollandstraße in Wien 2., Leopoldstadt. 1941 wurden beide Eltern von dort nach Litzmannstadt [Łódź/Polen] deportiert, wo ihr Vater noch kurz noch als Apotheker arbeitete - beide Eltern überlebten nicht lange. Lilly Kramer zog in den USA vorerst zu ihrem Bruder nach Richmond, Virginia, bald darauf fand sie eine Beschäftigung als Hausmädchen bei einem berühmten Cartoonisten - Harry ("Bud") Fisher (1885-1957), in Deal, New Jersey und ihr Bruder zog zu ihr. Im April 1940 lebte sie als Untermieterin bei dem aus Österreich stammenden Ehepaar Abe und Celia Speer in 1528 St. Johns Place in New York City, Kings, NY und arbeitete als Kellnerin in einem Restaurant. Ihre Versuche, auch die Eltern in die USA zu holen scheiterten, da diese in der ehemaligen Tschechoslowakei geboren waren, damit in die sehr kleine Tschechische Einreisequote fielen. Von einer Tante erfuhren sie, dass die Eltern nach Łódź deportiert und bald darauf umgekommen waren. Lilly Kramer hatte am 24. Oktober 1940 in New York Richard Irving Kovler (1910–2006) geheiratet. Sie zogen nach Waterbury, Connecticut, Lilly Kovler wurde US-Staatsbürgerin und im Dezember 1942 wurde ihre Tochter Dorothy (später verheiratete Harris) geboren, 1954 noch Sohn Kenneth Jay Kovler. Lilly Kovler, geb. Kramer, starb am 5. Februar 1990 in den USA und wurde am Har Sinai Cemetery in Owings Mills, Baltimore County, Maryland, USA bestattet. Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937-1938; ÖStA, AdR 06: VVSt, VA 18759, Josef Kramer; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 421; freundlicher Hinweis Dr. Liesl Fritsch, Wien 2013; FRITSCH 2007, 63; LEIMKUGEL 1999, 74 u. 221; Alfred Fehringer, Arisierung und Rückstellung von Apotheken in Österreich, Göttingen u. Wien 2013, 142-144; Benedikt Zanzinger, "Arisierung" und Restitution der Wiener Apotheken, ungedr. phil. Dipl. Univ. Wien, Wien 2013, 46, 85-90; www.ancestry.de; findagrave; freundlicher Hinweis ihrer Nichte Marion Dole, Los Angeles 01/2019 und 03/2021; Interview von Marion Dole mit Frederick Kramer vom 19. April 1989.


Herbert Posch


Nationale von Lilly Kramer, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Lilly Kramer, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Lilly Kramer, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Lilly Kramer, Sommersemester 1938 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien
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