Kurt Schön (später Schoen)
Geb. am: |
17. August 1915 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Kurt SCHÖN (später SCHOEN), geb. am 17. August 1915 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Arnold Schön (Kaufmann, Säckehändler), wohnte in Wien 20, Brigittenauer Lände 28. Nach seiner Matura am Realgymnasium in Wien 20, Unterbergergasse, war er ab Wintersemester 1934/35 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien inskribiert.
Er erinnert sich an den Tag vor dem “Anschluss”, an den 11. März 1938:
“…it was on Friday afternoon I had… I went to the lecture in pharmacology and it supposed to be at two o’clock we were sitting there in the classroom and the professor didn’t show up. At about thirty or forty minutes his assistant came and said,” Professor Pick is unable to lecture today, the class is dismissed.” So I knew something is not right and from there I went to my fiancée’s house and she lived in Lazarettgasse in 9th district. [...] I had a strange feeling something like before the storm you know the clouds before the storm. And then when I came up to her, and we looked down the window we saw, it was about five o’clock in the afternoon, from across of the street from a yard of the came out a truck and men in SA uniforms with the swastika flag that was before you heard anything official. “ (Interview AHC, 1996)
Kurt Schön war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 8. Studiensemester inskribiert (Abgangszeugnis vom 23. September 1938). Im Sommersemester 1938 im Rahmen des Numerus clausus für jüdische Studierende noch zum Weiterstudium bis zum Semesterende zugelassen.
"Da mein Vater Frontsoldat in der österreichischen Armee war und einige Dienstauszeichnungen hatte, wurde ich in den Prozentsatz für jüdische Studenten aufgenommen. Aber das war kein Studieren! Das einwöchige Seminar an der Gebärklinik war ein Witz. Ich durfte keine arischen Patienten anrühren. Die Vorlesungen die ich besuchte waren mehr eine Qual als ein Lernen." (Brief, 2009)
Nach Erhalten seines Reisepasses am 27. August emigrierte Kurt Schön am 8. September 1938 aus Österreich, gemeinsam mit seiner Verlobten
Erika Terner, die ebenfalls als Studierende der Medizinischen Fakultät von der Universität Wien vertrieben wurde, und ihrer Familie. Sie reisten mit dem Zug nach Köln/Deutschland und fuhren mit dem Boot über den Rhein nach Rotterdam/Niederlande. Seine Verlobte hatte bereits ihr Visum für Amerika und das Ticket für das Schiff „New Amsterdam“ und verließ Amsterdam in Richtung USA.
In Amsterdam musste Kurt Schön auf sein Visum für die USA warten, wurde verhaftet, zur deutschen Grenze gebracht und der Gestapo übergeben. Er wurde für 3 Wochen in einem Gefängnis in Anrath bei Krefeld/Deutschland inhaftiert. Die Gestapo brachte ihn wiederum zur holländischen Grenze und rieten ihm, die Grenze illegal zu überschreiten. Mit Hilfe der jüdischen Gemeinde konnte er in Nijmwegen solange warten, bis er sein Visum für die USA auf der Amerikanischen Botschaft in Rotterdam erhielt.
Ende Oktober 1938 verließ er Amsterdam mit dem Schiff und erreichte am 4. November New York, wo seine Verlobte und sein Bruder bereits warteten. Am 18. November 1938 heiratete er Erika Terner in New York. 1944 erhielt er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Nur wenige Tage nach seiner Ankunft in New York erhielt er eine vorübergehende Stelle als Chemiker in einer Lederwarenfabrik, und später in einem Unternehmen für Männergürtel, wo er sich hinaufarbeitete, nach ein paar Jahren Manager wurde und bis Ende 1949 blieb. Dann entschied er sich, zu versuchen, seine medizinischen Studien abzuschließen. Amerikanische Universitäten waren bereit ihm einen großen Teil seiner Studien in Wien anzurechnen, sodass er nur noch ein Jahr zum Abschluss benötigt hätte, keine medizinische Fakultät nahm ihn jedoch für nur ein Jahr auf.
“Vienna said they would give me full credit and I could finish my studies there, but I did not want to go back to Vienna. So I went then to Zurich and they gave me credit also for the four years and I had to take one more year. So we packed up then. I had a little money. We rented out our apartment here and the four of us, my wife, my two boys, and I we went to Zurich. I rented an apartment there and I went to the medical school there. It was tough after so many years being out of it. It was twelve years since I had taken the last course. But it would have worked it was very expensive, living there, very expensive, money ran out very fast. And then just before the year was over an American commission came there, [...] they said we [...] cannot only take the examination for foreigners, they would not recognize it in the States. We have to take the full domestic course, [...] and that would have taken another year and half.” (Interview AHC, 1996)
Er kehrte mit seiner Familie in die USA zurück und erhielt hier bald er eine Stellung in einem medizinischen Labor, kaufte später ein Laboratorium und arbeitete dort gemeinsam mit seiner Frau, bis er 1981 in Pension ging und es verkaufte.
Kurt Schoen lebt heute in New York.
Lit.: freundlicher Hinweis von Kurt Schoen, New York (Brief vom 8. Juli 2009); Interview in Austrian Heritage Collection am Leo Baeck Institute, New York, Dezember 1996 [AHC 29]; USC Shoah Foundation Institute for Visual History and Education, University of Southern California [Interview 24260]; KNIEFACZ/POSCH 2017c.
Katharina Kniefacz und Herbert Posch