Kurt Elias
Geb. am: |
03. September 1918 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Kurt ELIAS, geb. am 3. September 1918 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von
Univ.-Prof. Dr. Herbert Elias (Arzt), wohnte in Wien 9, Liechtensteinstraße 2, war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 2. Studiensemester inskribiert.
Er emigrierte 1938 in die USA ebenso wie seine Schwester
Hanna Elias, verehel. Kapit, ebenfalls als Studentin (Psychologie) von der Universität Wien vertreiben. Er studierte ab 1941 am New York Medical College, promovierte 1944 (M.D.) und arbeitete als Arzt in den USA, unter anderem für die österreichische Botschaft in New York.
Kurt Elias starb am 1. März 2010 in New York im Alter von 91 Jahren.
Lit.: Remembering Kurt Elias, MD (2010); Interview mit Kurt ELIAS am 21. Februar 2006 in New York (Interviewer: Herbert Posch, Videodokumentation: Gabriele Mathes); Austrian Heritage Collection am Leo Baeck Institut New York [AR 10382]; Ausstellung "Bedrohte Intelligenz – Von der Polarisierung und Einschüchterung zur Vertreibung und Vernichtung im NS-Regime", Wien 2015.
Porträtskizze über Kurt ELIAS (in:
POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 331f.):
In Wien im Jahr 1918 geboren, war er, wie er erzählte, ein Kind, das gerne lernte und dem Wissen - seiner Familientradition entsprechend - viel bedeutete. Gerne erinnert er sich noch an seine Volksschulzeit in der Grünentorgasse im 9. Bezirk und an das Gymnasium in der Stubenbastei zurück. Kurt Elias maturierte im Jahr 1936 und begann nach einem Jahr als Einjährig-Freiwilliger im Österreichischen Bundesheer sein Medizinstudium an der Universität Wien. Im Juli 1938 emigrierte er über Prag nach England und mit der 'Normandie' weiter in die USA. Ein Jahr später gelang es ihm, zum B.S. (Bachelor of Sciences) zu graduieren, ein Jahr darauf zum M.S. (Master of Sciences). Um sich das weitere Studium leisten zu können, arbeitete er in diversen Jobs, u. a. als Leichendiener und Liftboy. Im Jahr 1944 erhielt er seinen M.D. (Medical Doctor). 1946 heiratete er die Ärztin Nina Dulcher. Von diesem Jahr an bis 1948 diente er bei der US-Army. Danach folgten weitere Ausbildungen in Onkologie, der Aufbau einer Privatpraxis und ab 1953 eine Tätigkeit im Rahmen der Montefiore Medical Group. Im Bereich der Onkologie war, wie er sich erinnert, die menschliche Seite seines Mediziner-Daseins besonders herausgefordert, aber gerade das sei wohl als seine Berufung zu verstehen. Aus dieser Herausforderung entwickelte er einen ganzheitlichen Ansatz, in dem neben den psychischen Dimensionen von Erkrankung und den Gefühlen von PatientInnen auch die von ÄrztInnen und KrankenbetreuerInnen Beachtung finden sollten. Wie eine seine SchülerInnen es später ausdrücken sollte, war er es, der sie Menschlichkeit in der Medizin lehrte.
Kurt Elias war in zweiter Ehe mit Gloria Karshaw Clare, einer Psychiaterin, verheiratet. Er hatte drei Kinder und sieben Enkelkinder: Sein Sohn Peter wurde ebenfalls Mediziner, die ältere Tochter Joan ist Rechtsanwältin und die jüngere, Margaret, ist in der Sozialarbeit tätig.
Und so sei alles in seinem Leben, so versicherte er uns, wichtig gewesen, um zu verstehen, was denn das Mensch-Sein ausmache. "Der Hass von manchen Menschen, die Liebe von andern Menschen, das Verständnis, die Abwesenheit von Verständnis. Alles", so Kurt Elias, "war für mich bildend."
Doris Ingrisch | Herbert Posch