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Karl (Charles A.) Blodi

Geb. am: 04. Juli 1918
Fakultät: Juridische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende

Karl (Charles A.) BLODI, geb. am 4. Juli 1918 in in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Dr. Adolf Blodi (1887-1967, Privatbeamter) und Berta Blodi, geb. Grueger (1885-1970), wohnte in Wien 5, Gassergasse 2/3/20 bzw. ab 1939 im damals nach Wien eingemeindeten Maria Enzersdorf, Halperstorferstraße 29. Er legte im Frühjahr 1937 am Privatrealgymnasium "Rainer" die Reifeprüfung (Matura) ab und begann im Wintersemester 1937/38 an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät Rechtswissenschaften zu studieren und war im Sommersemester 1938 in 2. Semester seines Jus-Studiums. Parallel war er als "Einjährig-Freiwilliger" bei der Luftschutztruppe des Österreichischen Bundesheeres.
Blodi war röm.-kathol. getauft - wie auch sein Vater, der aber bei Geburt Mitglied der israelitischen Kultusgemeinde gewesen war - und galt im Nationalsozialismus als "Mischling 1. Grades" und er konnte sein Studium nur bei jederzeitigem Widerruf noch vorläufig aufnehmen bzw. fortsetzen. Er wechselte im Wintersemester 1938/39 daher von der Juridischen an die Philosophische Fakultät und begann dort Chemie zu studieren.
Sein älterer Bruder Friedrich (Frederick C.) Blodi (1917-1996), der an der Medizinischen Fakultät studierte, war ebenfalls diskriminierenden Maßnahmen ausgesetzt, konnte 1940 zwar noch promovieren, aber nur unter der Bedingung des gleichzeitigen Berufsverbots.

Als "Mischlinge" ab dem 1. Trimester 1940 vor jedem weiteren Schritt ihrer Studien ein jeweiliges Gesuch an das Reichserziehungsministerium Berlin stellen mussten, reichte Karl Blodi ein Ansuchen auf Zulassung zur Fortsetzung seines Chemie-Studiums ein (er war im 4. Studiensemester). Als zuständiger Professor stellte Prof. Ernst Späth, Vorstand des II. Chemischen Laboratoriums der Universität Wien, Blodi am 18. März 1940 ein äußerst ungünstiges Gutachten aus. Das Reichserziehungsministerium entschied bereits am 24. April 1940, Blodi nicht zur Fortsetzung seines Studiums zuzulassen, eröffnete ihm aber die Option einer "Frontbewährung", wenn er überlebt, könne er sein Gesuch nochmals vorlegen.
Am 22. Mai 1940 wurde er von der Gestapo Wien aus politischen Gründen (Anlass war nach Erinnerung seiner Großcousine, dass er einen Witz über Adolf Hitler gemacht hatte und eine Kollegin ihn denunziert hatte) verhaftet und zu 18 Monaten Gefängnis bzw. Arbeitslager verurteilt und wurde von jeglicher weiteren Zulassung zu Universitätsstudien gänzlich ausgeschlossen.

Erst nach dem Ende des Nationalsozialismus konnte er seine Studien wieder aufnehmen und studierte vom Sommersemester 1947 bis Sommersemester 1949 wieder an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät, aber diesmal Staatswissenschaften. Er legte 1948 eine volkswirtschaftliche Diplomarbeit vor ("Entwicklung der Weltgetreideproduktion und des Aussenhandels mit Getreiden") und erwarb am 1. Juli 1948 den akademischen Grad eines "Diplom-Volkswirts" und legte 1949 auch noch eine staatswissenschaftliche Dissertation vor ("Ist die Diskontpolitik als Instrument der Konjunkturregelung verwendbar?", Betreuer: Prof. Mayer, Prof. Degenfeld-Schonburg), die am 20. März 1950 approbiert wurde und promovierte 1950 zum "Dr.rer.pol.".

Karl (nunmehr Charles A.(dolf)) Blodi emigrierte - wie seine Eltern und sein Bruder Friedrich (Frederick C.) Blodi - spätestens 1954 in die USA und er heiratete am 29. September 1958 in Manhattan, New York City, NY, Katharina/Katja Holjavko (1929-dto.) und sie hatten zwei Kinder: Elizabeth Susan Dewhurst (1961) und Alexander M Blodi (1963, verh. m. Jeanne Marie De Simone, geb. 1964).

Er wohnte erst in New York, NY, später in Englishtown, NJ, zuletzt in Manalapan Twp Monmouth, NJ/USA.
Dr. Charles A. Blodi, geb. Karl Blodi, starb am 16. September 2000 in Freehold Twp Monmouth, New Jersey/USA.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale IUR 1937-1939, PHIL 1938-1940, IUR 1947-1949, PHIL GZ 743 ex 1939/40, Rigorosenakt J RA W 188; www.myheritage.at; freundlicher Hinweis seiner Cousine 2. Grades Mag.a Andrea Vlasek, Wien 10/2022.


Katharina Kniefacz, Herbert Posch



Nationale von Karl Blodi, Juridische Fakultät, Wintersemester 1937/38 (Vorderseite), Foto: H. Posch © Archiv der Universität Wien

Nationale von Karl Blodi, Juridische Fakultät, Wintersemester 1937/38 (Rückseite), Foto: H. Posch © Archiv der Universität Wien

Nationale von Karl Blodi, Juridische Fakultät, Sommersemester 1938 (Vorderseite), Foto: H. Posch © Archiv der Universität Wien

Nationale von Karl Blodi, Juridische Fakultät, Sommersemester 1938 (Rückseite), Foto: H. Posch © Archiv der Universität Wien

Nationale von Karl Blodi, Philosophische Fakultät, Wintersemester 1938/39 (Vorderseite), Foto: H. Posch © Archiv der Universität Wien

Nationale von Karl Blodi, Philosophische Fakultät, Wintersemester 1938/39 (Rückseite), Foto: H. Posch © Archiv der Universität Wien

Nationale von Karl Blodi, Philosophische Fakultät, 1. Trimester 1940 (Vorderseite), Foto: K. Kniefacz © Archiv der Universität Wien

Nationale von Karl Blodi, Philosophische Fakultät, 1. Trimester 1940 (Rückseite), Foto: K. Kniefacz © Archiv der Universität Wien



Rigorosenakt Karl Blodi 1949/50, Juridische Fakultät (Anmeldung), Foto: H. Posch © Archiv der Universität Wien

Rigorosenakt Karl Blodi 1949/50, Juridische Fakultät (Überblick), Foto: H. Posch © Archiv der Universität Wien

Rigorosenakt Karl Blodi 1949/50, Juridische Fakultät (Lebenslauf, Foto), Foto: H. Posch © Archiv der Universität Wien
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