Ilse Kaulbach (später Jawetz, Wheelis)
Geb. am: |
11. Oktober 1915 |
Fakultät: |
Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Ilse KAULBACH (später geschiedene JAWETZ, verheiratete WHEELIS), geb. am 11. Oktober 1915 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), einzige Tochter von Dr. Richard Kaulbach (pensionierter Frauenarzt) und Sofie Fuchs. Ilse Kaulbach wohnte in Wien 3, Gärtnergasse 2, war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 8. Studiensemester inskribiert (Abgangszeugnis vom 13. Juli 1938). Im Sommersemester 1938 im Rahmen des Numerus clausus für jüdische Studierende noch zum Weiterstudium bis zum Semesterende zugelassen, konnte sie ihr Studium aber nicht mehr abschließen und musste die Universität und Österreich verlassen.
Sie konnte in die USA flüchten und verdiente in New York ihren Lebensunterhalt anfangs als Gouvernante der Kinder eines lokalen Chirurgen. Ihre ersten Versuche, das fortgeschrittene Medizinstudium in New York abzuschließen scheiterte vorerst, aber sie versuchte einen Abschluss in „social work“ zu erwerben. Sie heiratete dort ihren Wiener Studienkollegen
Ernst (Ernest) Jawetz (geb. 1916 in Wien) dem sie bei der Flucht aus Österreich geholfen hatte und der ebenfalls im 8. Studiensemester von der Wiener Universität vertrieben worden war und am selben Tag wie sie sein Abgangszeugnis erhalten hatte und später ein bekannter Mikrobiologe wurde. Sie zogen gemeinsam nach San Francisco. Nachdem Ihre vier Wiener Studienjahre endlich anerkannt worden waren konnte sie endlich ihr Medizinstudium an der Stanford Medical School abschließen und graduierte 1949 zur "Dr.med.univ." bzw. "M.D." und erhielt die ärztliche Zulassung.
Als nunmehrige “Dr. Jawetz” startete sie ihre ärztliche Praxis an der Langley Porter Clinic der University of California, San Francisco und absolvierte ihre psychiatrische Ausbildung am Austen Riggs Center in Stockbridge, Massachusetts. Anschließend kehrte sie wieder in die Bay Area von San Francisco zurück und schloss hier auch eine psychoanalytische Ausbildung am San Francisco Psychoanalytic Institute ab. Neben ihrer psychoanalytischen Praxis war sie mehr als 50 Jahre lang auch Lehranalytikerin in San Francisco. Sie war auch gefragt als Lehrende und Supervisorin am S.F. Psychoanalytic Institute, UCSF Langley Porter und am Mount Zion Hospital.
Ihre Ehe mit Ernest Jawetz wurde geschieden und 1954 heiratete sie den Psychiater und Psychoanalytiker Allen Wheelis (gestorben 2007). Ihre Tochter Joan Wheelis wurde ebenfalls Psychiaterin und Psychoanalytikerin in Cambridge, Massachusetts (der Stiefsohn Mark Wheelis, wurde Mikrobiologe an der University of California, Davis, Stieftochter Victoria Jenkins eine bekannte Schriftstellerin in Seattle).
Ilse K. Wheelis zog sich erst 2011 aus der psychiatrischen und psychoanalytischen Praxis zurück und starb 96-jährig am 9. Jänner 2012 in San Francisco/USA.
Lit.: freundlicher Hinweis von Niko Hofinger und Keith Kinsbrook, 2015, Nachruf im San Francisco Chronicle vom 12. Februar 2012.
Herbert Posch