Universität Wien - Startseite

Heinrich Noe Racker

Geb. am: 03. Juli 1910
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende
Dr. phil. Heinrich RACKER, geb. am 3. Juli 1910 als Hirsch Noach Rosenfeld (Namensänderung in Heinrich Noe Racker Ende 1929 in Wien bewilligt) in Neu-Sandez, Galizien/Österreich-Ungarn [Nowy Sącz/Polen] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Naftali Mejer Racker (Redakteur) und Ella, geb. Spira, wohnte in Wien 2, Taborstraße 52b/18. Er hatte nach der Volksschule in Wien 2, Obere Augartenstraße, von 1921-1929 das Realgymnasium in Wien 2, Kleine Sperlgasse, besucht. Da er ein ausgezeichneter Pianist war, arbeitete er nach der Matura 1929 als Dozent am Arbeiterkonservatorium in Wien und studierte daneben als "Werksstudent" von 1929 bis 1934 (mit einer einjährigen Unterbrechung im Studienjahr 1932/33) an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien Psychologie und exakte Philosophie bei Hermann Swoboda, Karl Bühler und Moritz Schlick sowie Musikwissenschaft bei Robert Lach und Germanistik. Er arbeite seit 1933 an seiner Dissertation "Das Problem der psychischen Periodizität in historischer Betrachtung" (Betreuer: Hermann Swoboda/München und Karl Bühler/Wien) und promovierte damit 1935 in Psychologie zum "Dr.phil.".
Anschließend begann er an der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung mit der Ausbildung zum Psychoanalytiker. Er hatte schon in seiner Dissertation auch medizinische Erkenntnisse verarbeitete und hatte begleitend zur Psychoanalyseausbildung im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät begonnen Medizin zu studieren und war 1937/38 im 1. Studiensemester inskribiert. Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Medizinstudium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.
Ebenso wie sein jüngerer Bruder Efraim Racker (1913-1991), der auch an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien studierte, aber 1938 noch im Rahmen einer "Nichtarierpromotion" 1938 promovieren konnte, wenn auch nur unter zahlreichen diskriminierenden Ritualen und verbunden mit einem gleichzeitigen Berufsverbot im gesamten Deutschen Reich.
Seine ältere Schwester Miriam Racker (geb. 15.12.1907) hatte von 1928-1932 an der Universität Germanistik studiert und konnte 1933 noch ohne Probleme zur "Dr. phil." promovieren mit ihrer Dissertation "Gestalt und Symbolik des künstlichen Menschen in der Dichtung des 19. und 20. Jahrhunderts". Heinrich Racker musste 1938 aus Österreich flüchten und konnte nach England/Großbritannien ausreisen und dann von Southampton am 28. Dezember 1938 mit der SS Asturia weiter nach Argentinien emigrieren, wo er Anfang 1939 in Buenos Aires ankam. Er hatte bereits 1936 an der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung mit seiner Ausbildung zum Psychoanalytiker begonnen und setzte diese nach der Emigration in Buenos Aires fort - er finanzierte dies wieder durch seine Tätigkeit als Pianist und Klavierlehrer -, wurde 1948/50 Mitglied und 1951 Lehranalytiker der Argentinischen Psychoanalytischen Vereinigung und wurde ein international bekannter Psychoanalytiker.
"Die Natur hatte mir eine Gabe verliehen, die mich glücklich machte: Musik bewegte mich tief, und philosophische, wissenschaftliche und literarische Schöpfungen erfüllten mich mit Freud. Außerdem fand ich bedeutende Lehrer, die erst meine Führer waren und dann meine Freunde wurden; sie eröffneten mir neue Welten und regten mich an, meine eigenen Fähigkeiten auszubilden." (zit. n. Marie LANGER 1997, 215)
Seine Studie "Übertragung und Gegenübertragung" zählt zu den Klassikern der psychoanalytischen Literatur. Er hatte in Uruguay 1944 Noune Tronquoy kennengelernt und geheiratet und das Paar bekam zwei Kinder. Heinrich Racker starb, erst 51jährig, am 28. Jänner 1961 in Buenos Aires/Argentinien.


Lit.: Archiv der Universität Wien, Nationale PHIL 1929-1934, MED 1937-1938, Rigorosenakt und -protokoll PHIL 12503; Promotionsprotokoll PHIL 1931-1941, Nr. 1443, POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 125f., 453; POSCH 2009, 239, 370f., Christine DIERCKS 2010|psyalpha; Eleanor SAWBRIDGE BURTON 2018|Melanie-Klein-Trust.


Herbert Posch


Nationale von Heinrich Racker, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Heinrich Racker, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Promotionsprotokoll MED 1938, Heinrich RACKER © Archiv der Universität Wien

Heinrich Racker

Heinrich Racker

Heinrich Racker
Für Fragen oder Kommentare zu dieser Person benützen Sie bitte unser: » Feedback-Formular.